Affiliation:
1. Institut für Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Universität Basel
2. Institut für Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Universität Basel und Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Abstract
Herr C. kam 1942 als Frühgeburt ungefähr in der 28. Gestationswoche mit einer damaligen perinatalen Überlebenschance von 2 bis 3% in Zürich zur Welt. In diesem Jahr wurden in der Schweiz die ersten Inkubatoren in Betrieb genommen. Herr C. überlebte die frühe Geburt dank dieser neuen Inkubatorentherapie. Sein Leben wurde durch diese Frühgeburt geprägt. Eine Sehbehinderung sowie motorische und kognitive Einschränkungen galt es zu überwinden. Im Laufe der Jahre entwickelte Herr C. individuelle Mechanismen der Anpassung, die ihm dazu verhalfen, den Alltag zu bewältigen und die bestehenden Defizite zu kompensieren. Er hat sich zum Physiotherapeuten und zum Sozialarbeiter ausbilden lassen. Im Alter von 63 Jahren erlitt Herr C. ein unfallbedingtes schweres Schädel-Hirn-Trauma (SHT). In der anschließenden Rehabilitation litt er zunehmend unter motorischen Beeinträchtigungen. Er betrachtete sie als nicht mehr leistbare Kompensation seiner frühgeburtlich bedingten Beeinträchtigungen. Zusätzlich zu den Folgen des SHT manifestierten sich erneut auch die Folgen der Frühgeburt. Vier Jahre nach dem SHT nahm Herr C. aus eigener Initiative Kontakt mit der Erstautorin auf, als er hörte, dass sie sich mit dem Thema der Frühgeburt beschäftigt. Er äußerte den Wunsch, seine Lebenserfahrungen mitzuteilen. Da es bisher kaum Literatur zum Einbezug der Frühgeburt in die Verarbeitung von Krankheitserlebnissen im späteren Leben gibt, beschloßen die Erstautorin und Herr C., aus seiner Lebensgeschichte eine «Fallstudie» zu erarbeiten, womit auch erstmalig ein Betroffener eine Stimme erhält.
Subject
General Medicine,General Nursing