Inzidenz und Risikoerfassung von Dekubitus – Ergebnisse einer Qualitätsmessung des Verein Outcome in Schweizer Akutspitälern

Abstract

Die Vermeidung von Dekubitus gehört zu den zentralen Aufgaben der Pflege. Eine geringe Dekubitusrate ist ein Indikator für die Qualität der Versorgung der Patienten. Bei einer Qualitätsmessung des Verein Outcome (Schweiz) wurden Daten zur Dekubitusinzidenz in 51 Spitälern (n = 88 636) erhoben. Im Rahmen der Auswertungen sowie weiterer Sekundäranalysen wurden diese Daten auf Inzidenz, Schweregrade und Risiko von Dekubitus sowie auf die prädiktive Validität der Norton-Skala ausgewertet. Die Inzidenzrate war mit 3,1% vergleichsweise niedrig. 2,6% der Patienten brachten einen vorbestehenden Dekubitus mit. 3,8% der Patienten hatten zum Zeitpunkt der Entlassung einen Dekubitus. Trotz einer – im Vergleich mit internationalen Zahlen – relativ niedrigen Inzidenzrate konnten die Spitäler Handlungsbedarf in Bezug auf Qualitätsverbesserungen ableiten. Unter Verwendung der Norton-Skala wurde bei 9,5% der Patienten ein Dekubitusrisiko diagnostiziert, aber nur 14% dieser Gruppe entwickelte tatsächlich einen Dekubitus. Festzustellen ist daher, dass das Dekubitusrisiko mittels Norton-Skala tendenziell überschätzt wurde. Die Sensitivität der Norton-Skala lag bei 42,4%, die Spezifität bei 91,5%. Da ein nachvollziehbares Risikoassessment der erste Schritt für die Zuteilung prophylaktischer Maßnahmen ist, erscheint eine Weiterentwicklung der Norton-Skala sinnvoll.