Testnormierung: Die klinische Überprüfung eines vernachlässigten Gütekriteriums bei verbreiteten neuropsychologischen Testverfahren

Author:

Kabitzke Jannis1,Pedersen Anya1,Mehdorn H. Maximilian2,Goebel Simone1

Affiliation:

1. Institut für Psychologie, Christian Albrechts Universität, Kiel

2. Mehdorn Consilium, Kiel

Abstract

Zusammenfassung. Für das angemessene Fällen klinischer Urteile anhand neuropsychologischer Testverfahren ist die Güte der Testnormierung von zentraler Relevanz. Ziel der aktuellen Untersuchung ist es, unterschiedliche Klassifikationsmethoden für neuropsychologische Testleistungen zu vergleichen, um so die Güte der Normierung verbreiteter neuropsychologischer Testverfahren einschätzen zu können. Hierzu wurden zum einen verschiedene Auflösungsgrade (Einzeltests, Domänen, globales kognitives Funktionsniveau), zum anderen verschiedene Referenzsysteme (Vergleich zu publizierten Normen bzw. zu einer nach Alter und Bildung parallelisierten gesunden Kontrollgruppe) berücksichtigt. Vierzig Patient_innen mit einem intrakraniellen Tumor wurden präoperativ mit einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie untersucht, wobei die Testverfahren den vier Domänen Exekutivfunktionen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit/Arbeitstempo sowie visuell-räumliche Funktionen zugeordnet waren. Anhand der Einzeltests wurden mithilfe der publizierten Normwerte 83 % der Patient_innen als neuropsychologisch beeinträchtigt klassifiziert, auf Basis der Domänen 30 % und anhand des globalen aggregierten Leistungsniveaus 8 %. Damit wurden in allen drei Differenzierungsgraden signifikant weniger Patient_innen als kognitiv beeinträchtigt klassifiziert als anhand der parallelisierten Kontrollgruppe (98 %, 68 %, 30 %). Für 20 bis 40 % der Patient_innen stimmte zudem die Klassifikation anhand beider Ansätze nicht überein, wobei die höchste Korrespondenz auf Ebene der Einzeltests erreicht wurde. Unsere Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, dass im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Normen neuropsychologischer Tests zwar grundsätzlich über eine akzeptable Güte verfügen, wobei für die diagnostische Klassifikation von Testleistungen gleichzeitig jedoch der Einbezug ergänzender Informationsquellen, fundiertes neuropsychologisches Fachwissen sowie kritischer diagnostisch-methodischer Sachverstand unerlässlich sind. Darüber hinaus verdeutlichen unsere Befunde auch die Notwendigkeit einer differenzierten neuropsychologischen Untersuchung zur Abbildung des kognitiven Leistungsprofils neuroonkologischer Patient_innen.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Cognitive Neuroscience,Neuropsychology and Physiological Psychology

Reference40 articles.

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