Affiliation:
1. Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Neurologie, Berlin, Germany
Abstract
Bei der Diagnostik von Gedächtnisleistungen im Rahmen neurologischer Erkrankungen ist auch eine Untersuchung des semantischen Gedächtnisses von Bedeutung. Das Semantische Altgedächtnisinventar von Schmidtke und Vollmer-Schmolck (1999 ) stellt einen Versuch zur standardisierten Erfassung von Störungen auf diesem Gebiet dar. Es wurde eine retrospektive Datenanalyse von 300 Testprotokollen neurologischer Patienten einer Akutklinik vorgenommen, um Daten zur Reliabilität und Validität des Verfahrens zu erhalten, die bislang in der Literatur nur in geringem Umfang vorzufinden sind. Zusätzlich waren zahlreiche andere Testdaten verfügbar. 59 % der Analysestichprobe erreichten Testwerte unterhalb des vorgeschlagenen Trennwertes. Die interne Konsistenz des Instruments ist zufrieden stellend, wenngleich auf Itemebene Revisionsbedarf sichtbar wurde. In einer Hauptachsenanalyse mit schiefwinkliger Rotation wurde eine Drei-Faktoren-Lösung erhalten, die ein Konstrukt semantisches Altgedächtnis nicht unterstützt. Ein erster varianzstarker Faktor, der 49 % der Varianz aufklärt, wurde als «globale» oder «nicht-verbale kognitive Fähigkeiten» interpretiert. Der zweite Faktor lud am höchsten auf Variablen des Sprachgedächtnisses und der Kategorienflüssigkeit, während der dritte Faktor allgemein verbales Gedächtnis abbildete und auch das Zahlennachsprechen vorwärts und rückwärts einschloss. Obwohl das Instrument als ein wichtiger Versuch zur standardisierten Erfassung semantischen Altgedächtnisses anzusehen ist, sind Anstrengungen zur Verfeinerung psychodiagnostischer Verfahren zur Konstrukterfassung notwendig, die ihrerseits positiv auf weitere konzeptionelle Fortschritte rückwirken können.
Subject
Psychiatry and Mental health,Cognitive Neuroscience,Neuropsychology and Physiological Psychology