Affiliation:
1. Institut für Systemische Neurowissenschaften, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2. Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Abstract
Ziel der psychophysiologischen Aussagebeurteilung ist die Differenzierung von Tätern und Unschuldigen auf der Basis physiologischer Reaktionen auf spezifische Fragen. Die beiden wichtigsten Befragungstechniken, der Kontroll- oder Vergleichsfragentest sowie der Tatwissentest, werden im vorliegenden Artikel dargestellt und hinsichtlich ihrer Testgüte miteinander verglichen. Dabei wird insbesondere die individualdiagnostische Eignung „klassischer“ polygraphischer Kenngrößen, die auf der Aktivität des autonomen Nervensystems beruhen, diskutiert. Anschließend werden neuere Ansätze, die auf der Messung der Gehirnaktivität mittels Elektroenzephalogramm oder bildgebender Verfahren beruhen, vorgestellt und kritisch gewürdigt. Während die letztgenannten Techniken derzeit noch nicht praktisch einsetzbar sind, steht mit dem Tatwissentest ein Verfahren zur Verfügung, das auf der Grundlage peripherphysiologischer Variablen eine valide Diagnostik von Tatwissen ermöglicht und damit das forensische Methodeninventar sinnvoll ergänzen könnte.
Subject
Psychiatry and Mental health,Cognitive Neuroscience,Neuropsychology and Physiological Psychology