Affiliation:
1. Klinik für Tumorbiologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Abstract
Bei Patienten mit Stadium III-Kolonkarzinom hat sich die adjuvante Chemotherapie etabliert. Fluorouracil und Folinsäure über sechs Monate ist zurzeit (noch) der Standard und sollte als Kontrollarm für randomisierte Studien neuer Substanzen verwendet werden. Da im Stadium II die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs geringer ist, ist auch der absolute Nutzen einer Chemotherapie geringer als im Stadium III. Die bisher vorliegenden Daten sind nicht ausreichend, um eine statistisch eindeutige Aussage über den Nutzen bezüglich des Gesamtüberlebens nach adjuvanter Therapie im Stadium II treffen zu können. Durch den Einsatz neuer Medikamente wie Irinotecan und Oxaliplatin könnte die Effektivität einer adjuvanten Therapie weiter verbessert werden. Bei dem metastasierten kolorektalen Karzinom sind heute Kombinationen aus 5-FU/FS plus CPT-11 oder OXA Therapie der Wahl für die First-line-Therapie. Welcher der letztgenannten Substanzen der Vorrang gegeben werden soll, ist bis jetzt noch nicht definiert. FOLFOX ist in der Lage, im Vergleich zu IFL, die mittlere progressionsfreie Zeit von 6,9 auf 8,8 Monate zu verlängern. Des Weiteren zeigt sich im Vergleich eine statistisch signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens um 4,5 Monate (Ergebnisse der N9741- Intergroup-Study). Für FOLFOX spricht weiterhin die bessere Verträglichkeit. Abgesehen von Grad 3/4-Parästhesien sind schwere Nebenwirkungen wie febrile Neutropenien, Diarrhoe, Übelkeit und Erbrechen wesentlich seltener als unter Therapie mit Irinotecan. Für eine sequentielle Therapie spricht, dass das mittlere Gesamtüberleben bis auf etwa 20 Monate gesteigert werden konnte. Ergebnisse einer Phase II-Studie lassen erwarten, dass Capecitabine die 5-FU/FS-Komponente moderner Kombinationsprotokolle mit Irinotecan bzw. Oxaliplatin möglicherweise ersetzen kann. Für ältere, komorbide Patienten oder Patienten mit langsamem Tumorwachstum kann für die First-line-Therapie Capecitabine eingesetzt werden oder das Ardalan (bzw. AIO-) Protokoll [49]. Grundsätzlich profitieren ältere Patienten > 65 Jahren von der Kombinationstherapie genauso wie jüngere Patienten, wie in einer Metaanalyse von zwei Phase III-Studien [50] sowie in einer retrospektiven Analyse von Rougier et al. belegt werden konnte [51]. Der neue VEGF-Rezeptor-Inhibitor Bevacizumab ist ein weiterer Meilenstein in der first-line palliativen Behandlung kolorektaler Karzinome. Mittlere Überlebenszeiten von 24 Monaten und möglicherweise mehr könnten demnächst durch optimierte Behandlungssequenzen der zur Verfügung stehenden Medikamente erzielt werden. Für die second-line-Therapie steht mit Cetuximab ein weiterer Antikörper zur Verfügung, der seinen festen Platz in der Therapie kolorektaler Karzinome finden dürfte. Inzwischen ist Cetuximab zugelassen worden. Bemerkenswert ist, dass die Antikörper mit den Zytostatika kombiniert werden können, ohne die Toxizität deutlich zu erhöhen. Allerdings sind auch diese neuen Target-spezifischen Antikörper nicht ohne Nebenwirkungen, das NW-Spektrum der Therapien wird sich durch Hinzufügen dieser Medikamente verändern.