Affiliation:
1. Fachgebiet Unterrichtsentwicklungsforschung mit dem Schwerpunkt Inklusion, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Technische Universität Dortmund, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung: Testaufgaben stellen – ebenso wie Lernmaterialien und Lernsettings – hohe Anforderungen an die Informationsverarbeitung von Schülerinnen und Schülern. Mit dieser kognitiven Belastung beim Lernen und Problemlösen befasst sich die Cognitive Load Theory bereits seit einiger Zeit, sodass mittlerweile zahlreiche Befunde vorliegen. Auf dieser Basis wurden Gestaltungsprinzipien formuliert, an denen Unterricht und Lernmaterialien ausgerichtet werden sollten. Dabei geht es stets darum, die kognitiven Ressourcen möglichst effizient für die Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt zu nutzen. Im Sinne der Konstruktvalidität sollte dies auch bei diagnostischen Verfahren angestrebt werden. So sollten die Testergebnisse ausschließlich von dem Zielkonstrukt, z.B. von den mathematischen Kompetenzen, bestimmt sein und nicht von entfernten Merkmalen wie dem Arbeitsgedächtnis (AG). Welchen Einfluss die ressourcenorientierte Gestaltung auf die Testergebnisse in diagnostischen Tests haben können, ist bisweilen kaum untersucht. Daher wurde in der vorliegenden Arbeit ein standardisierter Test zur Erfassung mathematischer Basiskompetenzen nach ressourcenschonenden Prinzipen adaptiert. Zur Prüfung der Effekte auf die Testleistung wurde eine Gruppenstudie mit 261 Schülerinnen und Schülern ( M = 6.95 Jahre) durchgeführt. Zusätzlich wurden AG-Funktionen als Kontrollvariablen erfasst. Die regressionsanalytischen Ergebnisse bilden einen signifikanten Effekt der Bedingung zu Gunsten der ressourcenschonenden Adaption ab. Eine Interaktion zwischen Testversion und AG wurde nicht gefunden. Somit schneiden die Schülerinnen und Schüler im adaptierten Test unabhängig von ihren AG-Funktionen besser ab. Die Ergebnisse deuten auf eine eingeschränkte Validität des Testverfahrens hin womit Auswirkungen auf diagnostische Entscheidungen einhergehen können. Daher sollten Lehrkräfte und andere Praktikerinnen und Praktiker für derartige Effekte sensibilisiert sein und Testergebnisse auch unter dem Gesichtspunkt der erforderlichen Zugangsfertigkeiten einordnen.