Affiliation:
1. Bildungswissenschaften, Universität des Saarlandes, Saarbrücken
Abstract
Zusammenfassung. Die Idee einer dezidierten wissenschaftlichen Orientierung der Lehramtsausbildung und der pädagogischen Praxis ist nicht neu. Relativ neu ist hingegen die Inanspruchnahme des Evidenzbegriffs und, oft im selben Atemzug, der Blick auf evidenzbasierte Medizin, der in Fragen evidenzbasierter Praxis eine Vorreiterrolle zugeschrieben wird. Der Evidenzbegriff ist schillernd und bringt einige Probleme mit sich. Zudem lassen sich in Bezug auf die Interpretation und Anwendung des Evidenzbegriffs verschiedene Paradigmen ausmachen. Im deutschsprachigen Raum überwiegt eine Evidenzperspektive, die im Vergleich zur vorherrschenden US-amerikanischen Variante einen liberalen Methodenpluralismus pflegt und evidenzbasierte Praxis als Spezialfall einer evidenzorientierten oder -informierten Praxis auffasst. In der Konsequenz werden pädagogischer und psychologischer Evidenz, um die es in diesem Beitrag geht, in Bezug auf pädagogische Praxis v.a. evaluative und reflexive Funktionen zugesprochen. Dennoch steht die Anwendung wissenschaftlichen Wissens in der pädagogischen Praxis vor Problemen, die nicht zuletzt durch die fragwürdige Qualität der wissenschaftlichen Wissensbasis bedingt sind. Zudem ergeben sich zwangsläufig Passungs- und Transferprobleme, die auch die elaborierte Technologiekonzeption von Theo Herrmann nicht überwinden konnte. Umso höher sind die Anforderungen, die evidenzorientiertes pädagogisches Handeln an bildungswissenschaftliche Forschungskompetenz sowie Kompetenzen der Integration von wissenschaftlichem Wissen und pädagogischem Erfahrungswissen an Lehrkräfte stellt. Diese Kompetenzen gilt es, bereits in der universitären Lehramtsausbildung systematisch zu fördern.
Subject
Developmental and Educational Psychology
Cited by
40 articles.
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