Affiliation:
1. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Forschungsbereich Erziehungswissenschaft und Bildungssysteme, Berlin
2. Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob Schülerinnen und Schüler, die nach der vierten Klasse in Berlin in ein grundständiges Gymnasium wechseln, in Abhängigkeit vom Profil des besuchten Gymnasiums im Vergleich zu Grundschülern mit vergleichbaren Lernvoraussetzungen unterschiedliche Lernzuwächse im Leseverständnis, in Mathematik und Englisch erreichen. Auf der Datengrundlage der ELEMENT-Studie wurde die Leistungsentwicklung von Schülerinnen und Schülern an grundständigen Gymnasien (N = 1758) und Grundschulen (N = 3169) während der 5. und 6. Jahrgangsstufe mithilfe von Propensity Score Matching-Analysen (PSM) modelliert. Nach Kontrolle von leistungsrelevanten Unterschieden zwischen den Schülergruppen am Ende der 4. Jahrgangsstufe zeigten sich für das Leseverständnis am Ende der 6. Klasse keine statistisch signifikanten Unterschiede. Für die Mathematikleistung ließen sich Unterschiede lediglich zugunsten eines grundständigen Gymnasiums, das zum Untersuchungszeitpunkt noch kein spezifisches Profil entwickelt hatte, nachweisen. In der Domäne Englisch, in der die curricularen Unterschiede zwischen den Schulzweigen stärker akzentuiert sind, wurden positive Ergebnisse im Vergleich zu den Grundschulen für die so genannten Schnellläuferzüge, die englisch-bilingualen Klassen und das grundständige Gymnasium ohne spezifisches Profil ermittelt. Die Lernstände am Ende der 6. Klasse in den altsprachlichen Gymnasien fielen dagegen im Vergleich zu den Grundschulen geringer aus. Die Befunde widersprechen der Annahme, dass mit dem frühen Übergang auf ein grundständiges Gymnasium automatisch eine besondere Förderung der Lesefähigkeit und des mathematischen Verständnisses besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler erreicht werde. Die Ergebnisse zu den Englischleistungen weisen hingegen darauf hin, dass Unterschiede in der Leistungsentwicklung auftreten können, sofern die Aufteilung auf Schulen mit unterschiedlichen Bildungsprogrammen mit curricularen Unterschieden im Unterricht einhergeht. Methodische und inhaltliche Implikationen der Befunde und Grenzen ihrer Generalisierbarkeit werden diskutiert.
Subject
Developmental and Educational Psychology
Cited by
17 articles.
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