Geschlechtsunterschiede bei Wahlreaktionsleistungen im eignungsdiagnostischen Kontext

Abstract

Zusammenfassung: Bei 243 Bewerbern für die Ausbildung zum Flugverkehrslotsen (166 Männer, 77 Frauen) wurden Geschlechtsunterschiede in den Leistungen bei einem 8-fach Wahlreaktionstest mit Reiz-Reaktions-Inkompatibilität-- untersucht. Die Reaktionszeiten wurden aufgespalten in Entscheidungszeiten (= Zeitintervall zwischen Signal und Loslassen einer Ruhetaste) und Bewegungszeiten (= Zeitintervall zwischen Loslassen der Ruhetaste und Drücken der Zieltaste). Ergänzend wurden Geschlechtsunterschiede in einem weiteren perzeptiv-motorischen Leistungstest (Bourdon-Buchstabendurchstreichen) untersucht. Ergebnisse: (1) Während die Entscheidungszeiten sich in beiden Gruppen nicht unterschieden, zeigten Männer signifikant kürzere Bewegungszeiten als Frauen. (2) Frauen hatten signifikant häufigere Auslassungen (4.6%) als Männer (2.1%). (3) Frauen hatten signifikant schnellere Leistungen im Bourdon-Buchstabendurchstreichen. Anhand der Ergebnisse wird vermutet, daß sich das in der Literatur zu Geschlechtsdifferenzen bei Reaktionszeitaufgaben inkonsistente Befundbild einerseits auf Unterschiede im Stimulusmaterial (räumlich vs. verbal), andererseits auf die relative Bedeutung der Muskelkraft bei manuellen Zielbewegungen zurückführen läßt.