Affiliation:
1. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung: Fragestellung: Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt über die verschiedenen Geschlechtsidentitäten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder veränderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspekte von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine binäre Geschlechtsidentität (binär identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbinäre oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentität noch (nichtbinär und genderquestioning, NBGQ). Ein veränderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete häufiger bzw. ein signifikant höheres Maß an Veränderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die häufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubertät (79 %), der körperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerungen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen binär und unveränderbar ist, sondern dass es in manchen Fällen auch nichtbinär oder veränderbar sein kann. Diese Heterogenität, die mögliche Veränderbarkeit sowie der pubertätsbedingte körperliche Leidensdruck können Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und verdeutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology,General Medicine,Pediatrics, Perinatology and Child Health
Cited by
2 articles.
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