Affiliation:
1. Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität, Wien
Abstract
Zusammenfassung. Für viele Kinder mit Migrationshintergrund ist das Erlernen der Zweitsprache im Aufnahmeland eine bedeutende Hürde für den Bildungserfolg. Durch die Vielzahl der Sprachen, die noch nicht detailliert linguistisch beschrieben sind, ist die Entwicklung von entsprechenden validen und reliablen Diagnoseinstrumenten und Screeningverfahren äußerst erschwert. Daraus entsteht ein diagnostisches Dilemma, da Kinder mit Erwerbsproblemen der Zweitsprache mit sprachentwicklungsgestörten Kindern (engl. Specific language impairment [SLI]) verwechselt werden können. Kinder mit Migrationshintergrund können linguistische Profile aufweisen, die oberflächlich an Kinder mit Sprachentwicklungsstörung erinnern. Der vorliegende Übersichtsartikel stellt ein selektives Review der relevanten Literatur dar und bietet Vorschläge für den Umgang mit den entsprechenden Herausforderungen. Es wird davon ausgegangen, dass die Prävalenz für die Sprachentwicklungsstörung bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern nicht höher ist als bei einsprachig aufwachsenden Kindern und mehrsprachig aufwachsende Kinder ebenfalls subtile kognitive Schwächen zeigen können. Die Bedeutung von Sprachentwicklungsstörungen bei psychiatrisch erkrankten einsprachig und mehrsprachig aufwachsenden Kindern ist hinreichend belegt und muss bei der umfassenden Diagnostik mitbedacht werden. Eine essenzielle Maßnahme für jene Kinder mit Migrationshintergrund, die größere Probleme beim Erwerb der Zweitsprache haben, ist eine Sprachdiagnostik in der jeweiligen Muttersprache.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology,General Medicine,Pediatrics, Perinatology, and Child Health
Cited by
3 articles.
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