Entwicklungstraumastörung (ETS) bei Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse einer Patientenpopulation der kinder- und jugend-psychiatrischen Spezialsprechstunde „Gewalt und Trauma“

Author:

Metzner Franka1,Dahm Kristina1,Richter-Appelt Hertha2,Pawils Silke1,Moulaa-Edmondson Miriam Juliane3,Stellermann-Strehlow Kerstin3

Affiliation:

1. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg

2. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Poliklinik und Institut für Sexualwissenschaft und Forensik, Hamburg

3. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Hamburg

Abstract

Zusammenfassung. Fragestellung: Kinder und Jugendliche entwickeln nach interpersonellen Typ-2-Traumata häufig Symptome, die über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hinausreichen. Zur Umschreibung der Symptomatik wurde die bisher wenig untersuchte Entwicklungstraumastörung (ETS; van der Kolk et al., 2009) vorgeschlagen. Methodik: Die Arztbriefe von n = 161 1- bis 18-jährigen Patienten (61 % weiblich) einer Spezialsprechstunde für traumatisierte Kinder und Jugendliche einer Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden anhand eines strukturierten Codierungsbogens geratet und über einen adaptierten ETS-Algorithmus analysiert. Ergebnisse: 77 % der PatientInnen erlebten interpersonelle Typ-2-Traumata; 6 % erfüllten die adaptierte ETS-Diagnose. Alle ETS-Kriterien lagen bei Kindern und Jugendlichen mit interpersonellen Typ-2-Traumata häufiger vor als bei PatientInnen mit akzidentiellem bzw. Typ-1-Trauma, wobei die Unterschiede für die ETS-Kriterien B (Affektive und physiologische Dysregulation) und G (Teilhabebeeinträchtigungen) statistische Signifikanz auf dem angepassten Signifikanzniveau von 0.2 % erreichten. Signifikante Alters- oder Geschlechtsunterschiede wurden nicht gefunden. Die Gruppe der Kinder unter 7 Jahren wurde hinsichtlich ihrer posttraumatischen Symptomatik deskriptiv analysiert. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass zwar viele Kinder und Jugendliche über die PTBS hinausreichende Symptome entwickelt haben, aber nur ein geringer Teil die ETS-Diagnose erfüllt hat. Angesichts der teilweise unspezifischen und widersprüchlichen Befunde erscheinen weitere Studien mit größeren Stichproben, den vollständigen ETS-Kriterien und diagnosespezifischen Instrumenten zu der bisher wenig empirisch erforschten ETS als sinnvoll und notwendig.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology,General Medicine,Pediatrics, Perinatology and Child Health

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