Affiliation:
1. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Marien-Hospital, Bonn
Abstract
Hintergrund: Pathologischer Internetgebrauch (PIG), eine stoffungebundene Verhaltenssucht ( Grüsser, Poppelreuter, Heinz, Albrecht & Sass, 2007 ), scheint in seiner Prävalenz zuzunehmen. Eine erhebliche Komorbität von PIG und psychischen und psychosomatischen Störungen ist belegt. Im Rahmen stationärer psychotherapeutischer Behandlungen wurden wir in den vergangenen Jahren zunehmend konfrontiert mit Patienten mit PIG. Fallbeschreibung: Als Beitrag zu einem besseren Verständnis der psychodynamischen Funktion von PIG und Online-Spielen, die die Nutzer dazu bewegt, sich exzessiv dem Spielen hinzugeben und ihre Alltagsbezüge zu vernachlässigen, stellen wir zwei erwachsene Patienten vor, die wegen depressiver Störungen auf unserer Psychotherapiestation behandelt wurden. Im Verlauf der Behandlung stellten sich eine ausgeprägte Online-Spielsucht und traumatisierende Ereignisse in der Biographie als wichtige Problembereiche heraus. Schlussfolgerungen: Wir nehmen an, dass die Patienten im Spiel in der virtuellen Welt einen intermediären Raum reinszenieren, der es ihnen ermöglicht, die traumatischen Introjekte zu bearbeiten und erregende Affekte ohne das Gefühl einer Bedrohung auszuleben. Bei Patientinnen und Patienten mit PIG sollte das Bestreben, ein traumatisches Ereignis zu bewältigen, in der Genese der Online-Spielsucht berücksichtigt werden.
Subject
Psychiatry and Mental health,Public Health, Environmental and Occupational Health,Medicine (miscellaneous)