Affiliation:
1. Kompetenzbereich für Psychosomatische Medizin, Inselspital, Universität Bern
2. Psychosomatische Fachklinik Kinzigtal, Gengenbach, Deutschland
Abstract
Schmerz ist ein Signal, das in der Regel durch eine periphere, körperliche Schädigung ausgelöst wird. Die schmerzperzeptierenden Strukturen des Nervensystems sind aber ihrerseits nicht inert sondern unterliegen – v.a. bei chronischer Einwirkung – einer Modulierbarkeit, welche ein eigenes Krankheitspotenzial in sich birgt und zu Schmerzkrankheiten beiträgt. Somatische Schmerzvorerfahrung (Priming, Wind-up), psychobiographische Prägung (Pain proneness) und Stressbelastung (Action proneness) sind die Hauptfaktoren, welche zu einer veränderten Schmerzverarbeitung des ZNS führen. Klinisch zeigt sich diese Entwicklung durch Schmerzsensibilisierung und Schmerzkonservierung. Bei vielen chronischen Schmerzpatienten liegt eine Mischung dieser sensibilisierenden Einflüsse vor. Im Gegensatz zur Therapie des akuten, peripher begründeten Schmerzes ist die Therapie chronisch-zentralisierter Schmerzstörungen stets nur in einem multimodalen Vorgehen realisierbar. Letztlich zielen alle Therapiemassnahmen darauf ab, die «anti-nozizeptiven» Anteile der zerebralen Schmerzmatrix zu stärken. Die Medikamentenlisten für neuropathische Schmerzen und somatoforme Schmerzen weisen verständlicherweise grosse Überlappungen auf. Psychotherapeutische Massnahmen dienen der verbesserten Schmerzkontrolle, emotionalen Entlastung und Verhaltensoptimierung. Dieser Artikel gilt als Fortsetzung und Vertiefung unseres Aufsatzes «Weder Descartes noch Freud», in dem wir uns bereits von einem allzu dichotomen Schmerzverständnis (organisch versus psychogen) verabschiedet haben [1].
Cited by
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