Dignität kleiner Nierentumoren: Implikationen zur Abklärung und Therapie

Abstract

Zusammenfassung. Die breite Verfügbarkeit radiologischer Diagnostik führt zur vermehrten Diagnose renaler Inzidentalome mit einem Durchmesser <4 cm. Bei Malignitätsverdacht werden diese häufig ohne bioptische Dignitätssicherung einer operativen Therapie zugeführt. Studien solcher Resektate zeigen einen relevanten Anteil benigner Entitäten auf, was zumindest teilweise einer Übertherapie gleichkommt. Zahlen aus der Schweiz sind nicht bekannt. Alle Resektate von Nierentumoren an unserem Zentrumsspital zwischen 2006 und 2014 wurden hinsichtlich ihrer Grösse in der Schnittbildgebung sowie der definitiven Histologie retrospektiv analysiert. Von 404 Resektaten haben 221 (54,7 %) einen Tumordurchmesser ≤4 cm. Hiervon sind 62 (28 %) benigne und drei (1,4 %) Fälle weisen ein unklares oder geringes Malignitätspotenzial auf. Von den 156 Malignomen weisen 116 (74,4 %) eine prognostisch günstige Histologie auf, was bei entsprechender klinischer Konstellation eine «Active Surveillance» ermöglicht.