Jahresstatistik 2002 der ambulanten Suchtkrankenhilfe in Deutschland

Author:

Welsch Karin,Sonntag Dilek

Abstract

Fragestellung: Die regelmäßige Auswertung von statistischen Daten über die Merkmale und Tätigkeit ambulanter Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe in Deutschland ermöglicht eine Beschreibung und Analyse der Versorgungsstruktur und deren eventuell vorhandene Mängel, der Klientencharakteristika sowie der im Bezugsjahr erzielten Ergebnisse. Sie erlaubt Trendanalysen zu langfristigen Veränderungen und dient zusätzlich als Grundlage für die Planung von Forschungsprojekten und Modellprogrammen zur Verbesserung einzelner Aspekte der Struktur und Qualität ambulanter Einrichtungen. </P><P>Methodik: Die Statistik für 2002 basiert auf den Daten von 161.553 Klienten aus 454 ambulanten Spezialeinrichtungen für Menschen mit substanzbezogenen Störungen in Deutschland. Ausgewertet werden Aggregatdaten nach den standardisierten Vorgaben des Bundesdaten- und Bundestabellensatzes, der den Deutschen Kerndatensatz und den Kerndatensatz der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogenprobleme (EBDD) einschließt. </P><P>Ergebnisse: Alkohol (schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit) steht bei 67 % der Klienten mit eigener Symptomatik im Vordergrund der Betreuung (Hauptdiagnose), 14 % der Klienten haben eine opiatbezogene und 9 % eine cannabisbezogene Hauptdiagnose. Der Anteil der Klienten mit einer stimulanzienbezogenen Hauptdiagnose (Ecstasy u. ä.) liegt mit 2,1 % höher als der Anteil derer mit Kokain (1,7 %). Die weiteren Substanzen sind bei den Hauptdiagnosen mit weniger als einem Prozent der Klientel vertreten; Essstörungen und Pathologisches Spielverhalten werden zusätzlich in geringem Umfang behandelt. Im Verlauf der letzten Jahre nahmen alkohol-, opiat-, cannabis- und stimulanzienbezogene Hauptdiagnosen weiter zu. Für die anderen wichtigen Substanzen zeigt sich ein leichter Rückgang bzw. keine bedeutsame Veränderung. Der Anteil der ambulanten medizinischen Rehabilitation an der Gesamtfinanzierung hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt (W: 10,8 %; O: 2,6 %). 39 % der Klienten mit alkoholbezogener Hauptdiagnose und 19 % derer mit opiatbezogener Hauptdiagnose werden planmäßig entlassen; 17 % bzw. 28 % werden weiter vermittelt. Nach wie vor ist der Anteil der Klienten, die die Betreuung abbrechen, mit 40 % bei Alkohol und 43 % bei Opiaten etwa gleich hoch. </P><P>Schlussfolgerungen: Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass das ambulante Suchtkrankenhilfesystem im Durchschnitt bei knapp 50 % der Klienten erfolgreich ist (planmäßige Entlassung oder Vermittlung). Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es kaum relevante Veränderungen in den Einrichtungs-, Klienten- oder Betreuungsmerkmalen bis auf eine Ausnahme. Die seit einigen Jahren beobachtete Tendenz, dass es in der Bevölkerung immer mehr Cannabiskonsumenten gibt, setzt sich auch in diesem Jahr in den Behandlungszahlen fort. Dies sollte Anlass sein, Studien durchzuführen, die die cannabisbezogene Störung, ihre Behandlungsindikation sowie spezifische dafür notwendige Behandlungsinhalte genauer untersuchen.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Public Health, Environmental and Occupational Health,Medicine (miscellaneous)

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