Affiliation:
1. Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
2. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Freiburg
Abstract
In der jüngeren Forschung zu Stigma und Diskriminierung gewinnt die Frage an Bedeutung, wie Angehörige einer stigmatisierten Minderheit ihre eigene Stigmatisierung wahrnehmen und auf sie reagieren. Aus der sozialpsychologischen Literatur zu anderen Gruppen, etwa ethnischen Minderheiten, liegen gut belegte Modelle zu diesem Thema vor, die bisher jedoch noch kaum auf Menschen mit psychischen Erkrankungen angewandt wurden. Dazu zählen (1) ein Stress-Coping-Modell von Stigma, (2) das Modell, wie sich die Wahrnehmung der eigenen diskriminierten Gruppe (ingroup) auf Selbstbild und Stigma-Bewältigung Betroffener auswirkt, sowie (3) die Unterscheidung zwischen ausdrücklichen («expliziten») und automatisch aktivierten («impliziten») Aspekten stigmatisierender Einstellungen. Letztere können etwa durch den Implicit Association Test beurteilt werden. In dieser Übersicht werden einige Studien vorgestellt, die die Bedeutung dieser Modelle für das Stigma psychischer Erkrankung und Stigma-Bewältigung untersuchen, etwa zu Stigma als Stressor und Auswirkungen wie Angst, Scham, Coping-Reaktionen und Sozialverhalten; automatischen Scham-Reaktionen und Selbststigma; biogenetischen Modellen psychischer Erkrankung und Selbstvorwürfen Betroffener; implizitem Selbststigma; und zum Zusammenhang zwischen (Selbst-)Stigma und meritokratischen Weltanschauungen wie der Protestantischen Ethik. Schließlich werden Schlussfolgerungen für Anti-Stigma-Initiativen, Stigma-Messinstrumente und künftige Forschung skizziert.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology
Cited by
12 articles.
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