„Wie hast du's mit der Arbeitsfähigkeit?“ Fähigkeitserleben und Arbeitsplatzprobleme bei Patienten mit psychischen Erkrankungen

Author:

Muschalla Beate1

Affiliation:

1. Psychotherapie und Diagnostik, Technische Universität Braunschweig

Abstract

Zusammenfassung. Ziel: Chronische psychische Erkrankungen zeigen sich nicht nur in Krankheitssymptomen, sondern auch Krankheitsfolgen, d. h. krankheitsbedingten Fähigkeitsbeeinträchtigungen und dadurch hervorgerufenen Teilhabeproblemen, wie beispielsweise Arbeitsunfähigkeit. Dies entspricht einem bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnis (ICF; WHO, 2001 ). Für die differenzierte Beschreibung von Fähigkeitsbeeinträchtigungen werden eigene Messinstrumente benötigt. Ein Beispiel ist das Mini-ICF-APP ( Linden et al., 2009 , 2015 ), das sich als Fremdratinginstrument in der sozialmedizinischen Begutachtung bei psychischen Erkrankungen als ein Standard etabliert hat. Methodik: Parallel zum Fremdrating wurde das Mini-ICF-APP-S als Selbstratingfragebogen entwickelt, das 13 psychische Fähigkeiten („Soft Skills“) erfasst. Im vorliegenden Beitrag werden Daten aus einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik ( N = 1134 Patient_innen) berichtet. Patient_innen ohne Arbeitsplatz, Patient_innen mit Arbeitsplatz und Problemen, und Patient_innen mit Arbeitsplatz ohne Probleme werden hinsichtlich ihrer selbsterlebten Fähigkeitsprofile verglichen. Ergebnisse: Patient_innen ohne Arbeitsplatz haben die ausgeprägtesten sozialmedizinischen Problemlagen, gefolgt von Patient_innen mit Arbeitsplatzproblemen. Je ausgeprägter das Arbeitsplatzproblem, desto schwächer schätzen sich Patient_innen in ihren Fähigkeiten ein. Patient_innen ohne Arbeitsproblem hatten teilweise bessere Ergebnisse in kognitiven Leistungsproben als Patient_innen mit Arbeitsproblem oder ohne Arbeitsplatz. Alle drei Patient_innengruppen hatten im vergleichbaren Umfang psychotherapeutische Vorbehandlungen. Im Fähigkeitsprofil waren Proaktivität, Durchhaltefähigkeit, Selbstbehauptungsfähigkeit und Flexibilität am häufigsten problematisch. Dyadische Beziehungen oder die Fähigkeit zur Anpassung an Regeln und Routinen wurden von den Patient_innen selten als problematisch erlebt. Diskussion: Die Unterschiede in den Fähigkeitsausprägungen zeigen, dass Patient_innen ihr eigenes Fähigkeitsprofil differenziert beschreiben können. Schlussfolgerung: Das Mini-ICF-APP-S ist ökonomisch einsetzbar und kann in Diagnostik, Therapieplanung und auch ergänzend in der sozialmedizinischen Beurteilung Verwendung finden. Mittels diagnostisch-therapeutischer Gespräche über „Fähigkeiten“ ist es möglich, gleichzeitig niederschwellig, aber auch verhaltensnah, konkret und ressourcenorientiert mit Patient_innen zur Thematik Arbeitsfähigkeit ins Gespräch zu kommen.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology

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