Präoperatorisches Denken bei verschiedenen psychischen Störungen: Zwei Querschnittsstudien zum besseren Verständnis des CBASP

Author:

Klein Jan Philipp1,Grasshoff Lars1,Hermanns Ronja1,Haeger Svenja1,Sondermann Stefan1,Kühnen Tanja2,Zurowski Bartosz1,Schweiger Ulrich1,Hüppe Michael3

Affiliation:

1. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck

2. Strandklinik St. Peter-Ording

3. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universität zu Lübeck

Abstract

Zusammenfassung. Hintergrund: In der Behandlung der persistierenden depressiven Störung (PDD) werden Psychotherapien mit interpersonellem Schwerpunkt empfohlen. Ein Beispiel dafür ist das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), was davon ausgeht, dass Menschen mit PDD zu einem präoperatorischen Denkstil neigen. Das Ziel dieser Arbeit ist herauszufinden, ob dieser Denkstil auch bei Menschen mit einer Panikstörung oder einem chronischen Rückenschmerz beobachtet werden kann. Methodik: In einer Studie wurden Patient_innen mit einer Panikstörung ( n = 20) verglichen mit Patient_innen mit einer depressiven Störung ( n = 20) und gesunden Kontrollen ( n = 20). In einer weiteren Studie wurden Patient_innen mit chronischem Rückenschmerz ( n = 30) verglichen mit gesunden Kontrollen ( n = 32). Alle Proband_innen wurden mit dem Lübecker Fragebogen Präoperatorisches Denken (LFPD) befragt. Daneben wurden die Angehörigen der Proband_innen gebeten, das Interaktionsverhalten der Probandin bzw. des Probanden mit dem Interpersonal Message Inventory (IMI) zu beurteilen. Ergebnis: Die erste Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich nur die depressiven Patient_innen im LFPD signifikant von den gesunden Kontrollen unterschieden ( p < .001). In der Subskala „feindselig“ des IMI unterschieden sich die Kontrollen von beiden Patient_innengruppen, allerdings war nur der Befund für die Panikstörung signifikant ( p = .008). In der zweiten Studie unterschieden sich die Patient_innen mit der Schmerzstörung von den gesunden Kontrollen nur im Bezug auf die IMI Subskala „feindselig“ ( p = .005), aber nicht im LFPD. Schlussfolgerung: Das präoperatorische Denken wurde nur bei Patient_innen mit depressiver Störung beobachtet, obwohl die anderen beiden Patient_innengruppen von ihren Angehörigen ebenfalls als feindselig wahrgenommen wurden. Diese Befunde sprechen dafür, dass interpersonelle Defizite bei psychischen Störungen nicht immer auf das dem CBASP zugrundeliegende Modell des präoperatorischen Denkens zurückzuführen sind.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology

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