Kurz nach seiner Ankuft in Japan, wohin ihn das Schicksal des Exils vertrieben hatte, stieß der Philosoph Karl Löwith in einer «amerikanisch-japanischen» Zeitung auf das Referat eines Vortrags, den ein vom Dritten Reich nach Japan entsandter Professor über die Wesensverwandtschaft der deutschen und der japanischen Kultur gehalten hatte. Das Jahr war 1936, der «reichsdeutsche» Professor heiß Eduard Spranger. Das Verhältnis Sprangers zum Nationalsozialismus war kompliziert und hatte zu einem merkwürdigen Kompromiss geführt. 1933 kurzfristig vom akademischen Dienst suspendiert, kam er als Kulturbotschafter des Dritten Reiches ins verbündete Japan, wo er als Leiter des Japanisch-Deutschen Kulturinsitutes zahllose populärwissenschaftliche Vorträge hielt - mehr als 80 in knapp zehn Monaten wie Löwith festhielt.