Affiliation:
1. Urologische Abteilung, Evangelisches Krankenhaus Witten
2. Lehrstuhl für Geriatrie, Universität Witten/Herdecke
3. Praxis für Allgemeinmedizin, Dortmund
4. Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH, Bamberg
5. Institut für Statistik, Chrestos Concept GmbH & Co. KG
6. Geriatrische Abteilung und Tagesklinik, Helios-Klinikum
Schwelm
7. Institut für Biomedizin des Alterns der FAU Erlangen-
Nürnberg
Abstract
ZusammenfassungObwohl der Harntrakt mit Restharnbildung, Harnverhaltung, Pollakisurie, Polyurie, Nykturie, Detrusorstimulation, Detrusorhemmung, Hämaturie, Dysurie und anderen Erscheinungen häufig den Schauplatz unerwünschter Arzneimittelwirkungen darstellt, fehlt es an einer Gesamtübersicht an Substanzen, die eine solche Harntraktnebenwirkung auslösen können und eine entsprechende Bewertung. Vorhandene Listen „potenziell inadäquater Medikation“ fokussieren entweder auf eine pharmakologische Gruppe von Nebenwirkungen („anticholinergic burden score“), eine Gruppe von Medikamenten bestimmter Indikation (LUTS-Forta) oder auf eine selektionierte Gruppe von Patienten (PRISKUS-Liste, beers-Liste).Mit dem folgenden interdisziplinären Projekt aus der Arbeitsgruppe Uro-Geriatrie der Universität Witten/Herdecke sollte diese Lücke geschlossen werden. Es erfolgte eine Identifikation von Substanzen, die eine Harntraktnebenwirkung lt. diverser Datenbanken prinzipiell auslösen können, eine Kategorisierung der hierzu vorhandenen Literatur (Kasuistik, Fallsammlung, RCT, Metaanalyse) und eine strukturierte Bewertung des Risikos durch 33 Experten. Das Ergebnis stellt eine Liste von 235 Substanzen dar, die zu verschiedenen Harntraktnebenwirkungen führen können. Diese Liste enthält einen die Nennung in Datenbanken bzw. deren Korrelat in der Literatur darstellenden „theroretischen“ Punktwert, einen die klinische Realität abbildenden „praktischen“ Punktwert, der die Expertenbewertung darstellt, und einen Summenscore – geordnet nach der Systematik der „Roten Liste“.Erstmals wäre damit sowohl bei der Neuverordnung einer Substanz vor dem Hintergrund bestehender patientenseitiger Risiken eine Einschätzung dieses Wirkstoffes im Hinblick auf Harntraktnebenwirkungen möglich; andersherum könnte die Durchsicht des Medikationsplanes bei Vorhandensein einer Harntraktfunktionsstörung die Frage klären, ob diese medikamentös (mit-) verursacht ist. Die Entwicklung des „Harntraktnebenwirkungs-Rechners“ als „App“ ist geplant.
Cited by
5 articles.
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