Affiliation:
1. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts
der Isar der TUM, München, Germany
Abstract
ZusammenfassungDie Migräne als häufige neurologische Erkrankung (10-15% der Bevölkerung) ist mit
zahlreichen Komorbiditäten assoziiert, insbesondere mit anderen
Schmerzsyndromen, psychischen Erkrankungen und funktionellen Störungen. Diese
‚psychosomatischen‘ Komorbiditäten nehmen mit der Migräneschwere weiter zu.
Schwer betroffene, komorbide Patienten haben oft auch ein schlechteres
Ansprechen auf die spezifische Migränetherapie. Interessanterweise haben die
Migräne und die genannten Komorbiditäten zahlreiche gemeinsame ätiologische oder
begünstigende Faktoren, z.B. genetische Faktoren, das häufigere Vorkommen bei
Frauen und bei Menschen mit traumatischen Vorerfahrungen, sowie (bei
Schmerzsyndromen) Zeichen einer zentralen Sensibilisierung. Eine weitere
Gemeinsamkeit ist der Zusammenhang mit aktuellem oder chronischem Stresserleben.
Wir schlagen ein erweitertes Diathese-Stress-Modell vor, das zusammenhängende,
aber doch individuell unterschiedliche Vulnerabilitäten berücksichtigt und,
abhängig vom Stresserleben, sowohl das Auftreten einzelner Erkrankungen (z.B.
einer isolierten Migräne) als auch das gemeinsame Auftreten der Migräne mit
anderen Schmerzsyndromen und weiteren psychosomatischen Komorbiditäten abbilden
kann. Zusammenfassend sollten psychosomatische Begleiterkrankungen in der
Migränetherapie stets im Blick behalten und ggf. frühzeitig und multimodal
behandelt werden.