Offene Verletzungen und Frakturen – Notfallbehandlung und definitive Versorgung
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Published:2021-11
Issue:03
Volume:37
Page:238-251
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ISSN:0178-1715
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Container-title:OP-JOURNAL
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language:de
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Short-container-title:OP-JOURNAL
Author:
Kamin Konrad,Notov Dmitry,Al-Sadi Onays,Kleber Christian,Bönke Florian,Dragu Adrian,Schaser Klaus-Dieter
Abstract
ZusammenfassungEine erfolgreiche Behandlung von offenen Verletzungen von Frakturen hängt von vielen Einflussfaktoren ab (Inflammation, Perfusion, Kompartmetsyndrom). Neben lokalen Besonderheiten der verletzten Körperregion spielen patientenbezogene Grunderkrankungen eine wesentliche Rolle (Stoffwechselerkrankungen, Arteriosklerose). Der therapeutische Erfolg wird häufig nur interdisziplinär erzielt.Die initiale Therapie findet idealerweise schon am Unfallort statt. Luxationsfrakturen müssen zwingend reponiert und geschient werden, offene Frakturen im Anschluss steril abgedeckt. Neben der Stabilisierung der Vitalfunktion muss eine vollumfängliche körperliche Untersuchung und Diagnostik mit Gefäßdarstellung und Fotodokumentation im Schockraum stattfinden. Hier wird auch der Tetanusschutz eruiert und eine kalkulierte antimikrobielle Therapie eingeleitet.Offene Frakturen werden dann nach dem Damage Control Prinzip im OP exploriert, debrediert und transfixiert. Manifeste
oder drohende Kompartmentsyndrome müssen gespalten werden, ggf. muss mithilfe der Gefäßchirurgie eine Revaskularisation angestrebt werden. Sollte eine plastisch-chirurgische Expertise vor Ort sein, so ist diese so früh wie möglich einzubinden. Häufig wird das Ausmaß des sekundären Gewebsschadens erst durch weitere Débridements und Gewinnung von Gewebeproben sichtbar. Der geeignete Zeitpunkt für die definitive Osteosynthese hängt vom Gesamtzustand des Patienten ab. Diaphysäre Frakturen werden in der Regel mit einem Verriegelungsmarknagel weichteilschonend operativ versorgt. Gelenk- oder metaphysäre Frakturen werden hingegen durch winkelstabile Plattensysteme stabilisiert. Der vital bedrohte Patient oder Patienten mit einem ausgedehnten Weichteilschaden können von einem Ilizarov-Hybridfixateur profitieren. Limitierend für jede Osteosynthese sind die Weichteilverhältnisse. Sollte die temporäre Weichteildeckung notwendig werden, so wird im eigenen Vorgehen zunächst ein
Epigard gewählt mit second look nach 24 Stunden und Wechsel auf einen Vakuumversiegelungssystem (V. A. C. Therapy). Mittels plastisch-chirurgischer Konsultation lässt sich schon frühzeitig die optimale Deckung der posttraumatischen Defekte planen.
Publisher
Georg Thieme Verlag KG
Subject
General Earth and Planetary Sciences
Reference45 articles.
1. Versorgungskonzept kombinierter Knochen-Weichteil-Defekte an der unteren Extremität;M G Amgwerd;Swiss Surg,1995
2. The Management of Open Fractures
3. Fractures with Soft Tissue Injuries
4. Therapie des Weichteilschadens – biologische Strategien;C Dorow;Zentralbl Chir,1997
5. Pathophysiologie und Klassifikation des Weichteilschadens;H J Oestern;Hefte Unfallheilkd,1983