Affiliation:
1. Klinik für Neurochirurgie, Bezirkskrankenhaus Günzburg, Günzburg,
Germany
2. Günzburg, Germany
Abstract
ZusammenfassungSuprakondyläre Humerusfrakturen sind die häufigsten Ellbogenfrakturen im
Kindesalter bis 10 Jahre. Die Inzidenz von assoziierten Nervenverletzungen
variiert je nach Angaben bis zu 15%. Traumatische und iatrogene Läsionen
betreffen hauptsächlich den N. ulnaris. Die Regeneration peripherer Nerven ist
im Kindesalter vergleichsweise besser. In der vorliegenden Arbeit werden die
funktionellen Ergebnisse nach operativer und konservativer Therapie von
Nervenverletzungen bei Kindern nach suprakondylären Frakturen verglichen und auf
Einflussfaktoren untersucht. Bei dieser retrospektiven Vergleichsstudie wurden
klinische Daten kindlicher Nervenverletzungen nach suprakondylären
Humerusfrakturen, welche in einem Zeitraum von 13 Jahren (2008–2021) behandelt
wurden, ausgewertet. Eingeschlossen wurden Kinder, welche aufgrund ausbleibender
neurologischer/neurophysiologischer Besserung bis 6 Monate nach Trauma operativ
(Neurolysen, autologe Rekonstruktion) behandelt wurden oder bei rückläufiger
Symptomatik im gleichen Zeitraum konservativ nachbeobachtet wurden. Alle
Patienten wurden im Verlauf multidisziplinär behandelt. 48 Patienten (26
weiblich/22 männlich) mit Nervenverletzungen wurden in diese Studie
eingeschlossen. Alle Patienten erhielten in der Vorgeschichte eine operative
Behandlung mit Kirschner-Draht Spickung aufgrund dislozierter Frakturen. Das
mittlere Alter betrug 7±2 Jahre. Die initiale Symptomatik waren hochgradige
motorische Ausfälle bei allen Patienten und sensible Defizite in 87,5% (n=42).
Am häufigsten waren isolierte Läsionen des N. ulnaris (n=24, 50%). Bei 21
Patienten wurde der Nerv neurolysiert und bei 15 zusätzlich nach volar
verlagert. Bei 7 Kindern erfolgte eine autologe Rekonstruktion und 2 erhielten
ein Split Repair. Postoperativ war bei allen Patienten eine signifikante
Verbesserung der motorischen Funktion zu verzeichnen. Trotz vergleichbar
hochgradiger motorischer Ausfälle bei der Erstvorstellung wurden weitere 20
Kinder aufgrund der rückläufigen neurologischen Ausfälle konservativ therapiert.
Sie zeigten vergleichbar gute funktionelle Ergebnisse. In beiden Gruppen waren
keine schwerwiegenden Komplikationen verzeichnet worden. Die durchschnittliche
Nachbeobachtungszeit betrug 377,25±524,87 Tage. Die präsentierte Studie zeigt
exzellente funktionelle Ergebnisse nach der operativen Behandlung kindlicher
Nervenverletzungen ohne schwere Komplikationen. Kinder mit vergleichsweise
hochgradigen Läsionen bei der initialen Vorstellung haben auch ohne Operation
eine gute Chance für eine komplette Spontanremission. Aus diesem Grund sollte
die Operationsindikation bei Kindern sehr überlegt gestellt werden.