Affiliation:
1. Department Psychologie, PFH Private Hochschule
Göttingen
Abstract
ZusammenfassungMit Beginn der Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der
COVID-19-Pandemie im März 2020 waren freiberufliche
Berufsmusiker*innen erheblichen pandemiebedingten Beschränkungen
in der Ausübung ihres Berufes ausgesetzt. Aufgrund ihrer besonderen
Arbeitsbedingungen galt diese Berufsgruppe schon vor der Pandemie als
Hochrisikogruppe in Bezug auf psychische Gesundheit. Die vorliegende Studie
untersucht die Stärke der psychischen Belastung bei
Berufsmusiker*innen während der Pandemie in Abhängigkeit
psychischer Grundbedürfnisse sowie das Hilfesuche-Verhalten. Im Juli und
August 2021 wurde in einer deutschlandweiten Stichprobe von N=209
Berufsmusiker*innen die psychische Belastung mit Hilfe der ICD-10
Symptom Checklist (ISR) gemessen. Darüber hinaus wurde ermittelt,
inwieweit die psychischen Grundbedürfnisse der Musiker*innen
erfüllt sind und ob sie sich professionelle psychologische Hilfe suchen
würden. Im Vergleich zu verschiedenen Kontrollgruppen vor und
während der Pandemie zeigte sich eine signifikant stärkere
Ausprägung der psychischen Symptomatik bei Berufsmusiker*innen
gegenüber der Allgemeinbevölkerung vor und während der
Pandemie. Regressionsanalysen stützen die Annahme, dass pandemiebedingte
Veränderungen bei den psychischen Grundbedürfnissen Lustgewinn
bzw. Unlustvermeidung, Selbstwerterhöhung bzw. Selbstwertschutz und
Bindung einen signifikanten Einfluss auf die Ausprägung der
Depressionssymptomatik haben. Das Hilfesuche-Verhalten der Musiker*innen
nimmt dagegen mit Erhöhung der Depressionssymptomatik ab. Aufgrund der
starken psychischen Gesamtbelastungen bei freiberuflichen Musiker*innen
besteht Handlungsbedarf, insbesondere in der Bereitstellung speziell angepasster
psychosozialer Hilfsangebote.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology