Affiliation:
1. Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung,
Centre for Drug Research, Frankfurt a. M.
Abstract
Zusammenfassung
Ziel Marginalisierte Konsumierende im urbanen Raum waren insbesondere zu
Beginn der Covid-19-Pandemie stark von Effekten der
Infektionsschutzmaßnahmen betroffen, u. a. durch die
Einschränkungen des öffentlichen Lebens und Angeboten zur
Schadensminderung. Neben anderen Erfahrungen und Wahrnehmungen von Betroffenen
erörtert dieser Artikel, wie durch die Pandemie die Nutzung von Harm
Reduction und des öffentlichen Raums beeinflusst wurde.
Methodik In vier deutschen Städten (Frankfurt, Darmstadt,
Nürnberg und Mannheim) wurden von März bis Juni 2021 28
Personen, die intensiv Drogen konsumieren, mittels halboffenen
leitfadengestützten qualitativen Interviews befragt. Die Daten wurden
einer thematisch-strukturierten Inhaltsanalyse unterzogen.
Ergebnisse Die meisten Befragten bestätigten die
Einschätzung, dass es durch die pandemiebedingten
Kontaktbeschränkungen besonders schwierig war, Geld für Drogen
zu beschaffen. Für Mitglieder der Szene war es oft schwierig,
Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten. Insbesondere die Wohnsituation
verschlechterte sich im Laufe der Pandemie. Viele Befragte hatten den Eindruck,
dass repressive Maßnahmen der Strafverfolgungsbehörden zunahmen.
Was die Beeinträchtigung von Harm-Reduction-Maßnahmen betrifft,
so fielen diese je nach Stadt und Einrichtung unterschiedlich stark aus, was
sich massiv auf Wahrnehmung und Stimmungslage der Betroffenen auswirkte.
Schlussfolgerung Nicht nur aufgrund der ohnehin prekären
Verhältnisse und der Tatsache, dass sich ein Großteil des
Szenealltags im (halb-)öffentlichen Raum abspielt, sondern auch im
Zusammenhang mit der Drogenprohibition erfuhren marginalisierte Menschen, die
Drogen konsumieren, eine strukturelle Viktimisierung durch sekundäre
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology