Affiliation:
1. Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und
Sexualstraftäter (BEST), Österreichisches Bundesministerium
für Justiz, Wien, Österreich
2. Abteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie,
Universität Ulm, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Vergewaltigungsmythen von Personen, die einen sexuellen
Übergriff an erwachsenen Frauen begangen haben, sind bisher unzureichend
in den Kontext anderer psychologischer Konstrukte eingebettet. Als Risikofaktor
für die Begehung einer Vergewaltigung erscheint es bedeutsam, ihr
Verhältnis zu individuellen, verhaltens- und
persönlichkeitsbasierten Merkmalen genauer zu untersuchen.
Methode In der vorliegenden Studie wurden daher die
Selbstauskünfte zu Aggressivität, Assertivität,
Hypersexualität, Sozial- und Sexualangst,
SKID-II-Persönlichkeitsausprägungen und
fremdeingeschätzter Psychopathie von N=569 Männern, die
wegen einer Vergewaltigung verurteilt wurden, auf relevante
Zusammenhänge mit der Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen
analysiert.
Ergebnisse Die Ergebnisse zeigten signifikante Korrelationen mit allen
Konstrukten, außer mit Sexualangst, antisozialer Persönlichkeit
und Psychopathie. Darüber hinaus konnten mit den relevanten Konstrukten
zwei Hauptkomponenten differenziert werden: Vergewaltigungsmythen,
Aggressivität, Hypersexualität und paranoide sowie narzisstische
Persönlichkeit (K1) einerseits, und Psychopathie und antisoziale
Persönlichkeit (K2) andererseits.
Diskussion Anhand der empirisch gewonnenen Erkenntnisse werden die
Kontextualisierung von Vergewaltigungsmythen innerhalb der untersuchten
psychologischen Konstrukte und eine potenzielle Abgrenzung zu Psychopathie und
Antisozialität diskutiert.