Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Aufgrund verfeinerter Techniken und optimierten perioperativen Managements werden immer ausgedehntere viszeralchirurgische und onkologische Operationen möglich. Hierbei sind zunehmend präoperativ planbare oder auch notfallmäßige gefäßchirurgische Eingriffe notwendig. Es ist unklar, ob derzeit Fachärzte für Viszeralchirurgie in der Bundesrepublik über ein erforderliches Maß an gefäßchirurgischer Expertise verfügen. Eine Einschätzung des aktuellen Stands und des zukünftigen Stellenwerts gefäßchirurgischer Expertise des Viszeralchirurgen ist daher Gegenstand der Expertenbefragung.
Material und Methoden Durch einen Fragebogen, versandt Mitte 2017 an die Lehrstuhlinhaber für Viszeralchirurgie der deutschen Universitätskliniken sowie an die leitenden Viszeralchirurgen anderer Kliniken, wurde die Rolle der gefäßchirurgischen Expertise in der Viszeralchirurgie erörtert. Es wurden personen-, klinik-, system- und eingriffsspezifische Fragen gestellt.
Ergebnisse An den Unikliniken werden im Vergleich zu nicht universitären Krankenhäusern signifikant häufiger gefäßchirurgische Eingriffe im Rahmen von viszeralchirurgischen Operationen durchgeführt (p < 0,001). Eine gefäßchirurgische Fachkompetenz ist jedoch sowohl universitär als auch außeruniversitär überwiegend vorhanden (72,8%), wohingegen fast ein Drittel aller Befragten den Wunsch nach mehr gefäßchirurgischer Expertise in der eigenen Klinik äußerte. Eine optionale Weiterbildungsrotation in die Gefäßchirurgie für 1 Jahr ist insbesondere an den Unikliniken möglich (92,9 vs. 73,8%; p = 0,031). Die knappe Mehrheit der viszeralchirurgischen Leiter geht davon aus, dass die Gefäßchirurgie in der Zukunft eine größere Rolle in der Viszeralchirurgie spielen wird (51,6%) und spricht sich für eine verpflichtende Rotation in die Gefäßchirurgie während der Weiterbildung zum Viszeralchirurgen von zumindest 6 Monaten aus (54,1%). Die zu vermittelnden gefäßchirurgischen Techniken sollten insbesondere die Thrombektomie und Embolektomie (95,6%), Gefäßnaht (98,6%), Patchplastik (89,1%) und ferner vaskuläre Bypassverfahren (45,5%) umfassen.
Schlussfolgerung Es existiert ein Expertenkonsens darüber, dass die gefäßchirurgische Expertise in der Viszeralchirurgie einen wichtigen und wachsenden Stellenwert innehat. Trotz meist vorhandener Weiterbildungsmöglichkeit scheint an einigen Kliniken noch Bedarf an gefäßchirurgischer Kompetenz zu bestehen. Die obligate Integration entsprechender Weiterbildungsinhalte in die Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern sollte daher diskutiert werden.