Affiliation:
1. Forschungsgruppe psychosomatische Rehabilitation, Charité
Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
2. Ambulanz für Verhaltenstherapie, Institut für
Verhaltenstherapie Berlin (IVB), Deutschland
3. Research Group Psychosomatic Rehabilitation, Charité University
Medicine Berlin, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Die Emotion Verbitterung ist jedem Menschen geläufig.
Sie geht mit erheblichem Leid für die Betroffenen und ihre Umwelt
einher, wozu auch dysfunktionales Verhalten und Aggressionsgedanken
gehören. Dies ist auch ein Thema bei Psychotherapiepatienten und sollte
angemessene therapeutische Aufmerksamkeit erfahren. Allerdings gibt es zur
Häufigkeit von Verbitterung und assoziierter Aggression bei Patienten in
ambulanter Psychotherapie bislang nur unzureichende Daten.
Material und Methoden Erwachsene Patienten eines
Verhaltenstherapieinstituts füllten die PTED Skala (Post-Traumatic
Embitterment Disorder Selbstauskunftskala), den K-FAF (Kurzfragebogen zur
Erfassung von Aggressivitätsfaktoren) und die SCL-90-S Skala
(Symptom-Checkliste-90-Standard) aus. Weiterhin standen soziodemografische
Routinedaten zur Verfügung.
Ergebnisse 118 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 38 Jahren
(SD=13,3 Jahre; R=18,76 Jahre) nahmen an der Untersuchung teil.
Der Mittelwert der PTED-Skala betrug M=1,8 (SD=0,81;
R=0–3,38). Eine klinisch signifikante Verbitterungssymptomatik
mit einem Cut-off-Wert von M≥2,5 erreichten 22% der
Untersuchten. Der mittlere Summenwert der Aggressivitätsskala (gesamt)
beträgt 30,25 (SD=17,94). 23,7% der Patienten hatten
einen auffälligen reaktiven Aggressivitätswert
(Cut-off≥18,37) und 54,2% der Patienten einen
auffälligen Wert für erregbare Aggressivität
(Cut-off≥14,8). Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der
PTED-Skala und der Aggressivitätsskala (gesamt) (r=0,422,
p<0,001), wie auch in den Unterkategorien „erregbare
Aggressivität“ (r=0,355, p <0,001) und
„reaktive Aggressivität“ (r=0,425,
p<0,001) gefunden werden. Bei Vergleich von Patienten mit
erhöhter Verbitterung, erhöhter Aggression, erhöhter
Verbitterung und Aggression (Komorbiditätsgruppe) und
unauffälligen Patienten hinsichtlich des Grades der psychischen
Belastung fand sich ein höherer Wert in der Komorbiditätsgruppe
im Vergleich zur unauffälligen Gruppe (GSI der SCL-90-S:
f(3,71)=4,00, p=0,011), sowie eine höhere Rate an
Arbeitslosigkeit (Fisher-Test p=0,008). Es fanden sich keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen und sonstigen
soziodemografischen Variablen (Alter, Geschlecht, Familienstand und
Bildung).
Diskussion und Schlussfolgerung Die Daten zeigen, dass Verbitterung und
Aggression im ambulanten psychotherapeutischen Kontext mit relevanter
Häufigkeit vorkommen und theoriekonform miteinander in Verbindung
stehen. Deshalb sollten ambulante Psychotherapiepatienten stets
diesbezüglich befragt werden, um adäquat intervenieren zu
können.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Reference28 articles.
1. The psychopathology of posttraumatic embitterment disorders;M Linden;Psychopathology,2007
2. Spectrum of embitterment manifestations;M Linden;Psychological Trauma: Theory, Research, Practice and
Policy,2018
3. Posttraumatic embitterment disorder;M Linden;Psychotherapy and psychosomatics,2003
4. Embitterment