Affiliation:
1. Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität
Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
2. Institute of Medical Informatics, Biometry and
Epidemiology, Ruhr-Universität Bochum, Bochum,
Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Die Evaluation komplexer Interventionen wie
Versorgungsformen ist methodisch herausfordernd. Ziel dieser Analyse ist anhand
generalisierter Schätzungsgleichungen (GEE) zu prüfen, wie sich
die Qualitätsunterschiede zwischen der Hausarztzentrierten Versorgung
(HZV) und der Regelversorgung über die Zeit entwickeln.
Methoden Auf der Basis von Routinedaten der AOK Baden-Württemberg
wurde eine längsschnittliche Sekundärdatenanalyse der Jahre 2011
bis 2018 durchgeführt. Versicherte mit passenden Einschlusskriterien
wurden im Sinne einer dynamischen Kohorte zu Beginn des jeweiligen
Beobachtungsjahres in die Analyse eingeschlossen, sodass der Umfang und die
Zusammensetzung der Kohorte von Jahr zu Jahr variierten. Mithilfe von GEE wurden
Qualitätsunterschiede in dichotomen Indikatoren zwischen der HZV und der
Regelversorgung untersucht, wobei für Mehrfachmessungen eine
autoregressive Kovarianzstruktur (AR1) zugrunde gelegt wurde. An Variablen
wurden berücksichtigt: Eine Gruppenvariable für die
Versorgungsformen, eine Variable für das betrachtete Jahr sowie eine
Wechselwirkung zwischen den beiden Variablen. Die aus der Modellierung
resultierenden Schätzer lieferten Auskunft darüber, wie das
Verhältnis der beiden Gruppen zu Beginn der Beobachtungsstudie war und
wie sich die Gruppentrends sowohl individuell als auch im Verhältnis
zueinander über die Zeit entwickelten.
Ergebnisse GEE wird beispielhaft auf den Qualitätsindikator
Verordnung von potenziell inadäquater Medikation (PIM) bei
älteren Versicherten angewandt. Die Chance einer PIM-Verordnung bei
über 65-jährigen (Jahr 2018; N=628 523) war zu
Beginn der Beobachtungszeit innerhalb der HZV signifikant niedriger als in der
Regelversorgungsgruppe (Odds Ratio 0,978; 95%-Konfidenzintervall:
0,968–0,987). In beiden Gruppen nahm die Chance einer PIM-Verordnung in
den betrachteten 7 Beobachtungsjahren ab, in der HZV-Gruppe stärker als
in der Regelversorgungsgruppe.
Schlussfolgerung Eine Trendanalyse mit GEE basierend auf
Sekundärdaten, die die Qualitätsunterschiede zwischen
Vergleichsgruppen abbildet, bietet großes Potenzial zur Evaluation neuer
und bestehender Versorgungsformen über die Zeit.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health