Affiliation:
1. Universitäres Herz- und Gefäßzentrum, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Bei der Insuffizienz der Vena saphena magna (VSM) im Hach-Stadium I liegt eine isolierte Insuffizienz der Mündungsklappe der VSM bei ansonsten intakten übrigen Venenklappen vor. Es existieren unterschiedliche Behandlungsansätze, wobei Präferenzen unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) mit einer Expertenumfrage aufgedeckt werden sollten.
Methode Im Juli 2022 wurde eine SurveyMonkey-Umfrage an Newsletter-Abonnenten der DGP initiiert (n=1500). Anhand eines fiktiven Falls mit VSM-Insuffizienz, Stadium I, wurde die Behandlungspräferenz erfragt. Zusätzlich wurden die häufigste angewendete Technik, die Facharztausbildung, die Anwendungshäufigkeit, das Alter, das Geschlecht und die berufliche Situation eruiert. Mögliche auffällige Verteilungen wurden mittels Chi-Quadrat-Test analysiert.
Ergebnisse Eingegangen sind 82 Antworten. Für eine Ausschaltung der Vena saphena accessoria anterior (VSAA) allein, entweder chirurgisch oder endovenös-thermisch, votierten 30 der 82 Responder (36,6%). Genauso viele Antwortende bevorzugten dagegen die Variante, bei welcher die VSAA, aber ebenso die proximale VSM im Sinne der Crossektomie chirurgisch oder endovenös-thermisch ausgeschaltet werden. Weitere 5 Kollegen (6,1%) sprachen sich zusätzlich für eine langstreckige Ablation oder Entfernung der VSM aus. Die Schaumsklerosierung wurde von 9 Kollegen (11,0%) favorisiert, gefolgt von der extraluminalen Valvuloplastie (6,1%) sowie der lokalen Ausschaltung nur der oberflächlichen Varizen mit 3,7%. Anschließend wurden die Teilnehmer anhand der angegebenen Behandlungsstrategien weiter charakterisiert. Im ersten Gruppenvergleich wurden dabei alle Teilnehmer danach sortiert, ob die präferierte Methode den vollständigen Erhalt der VSM (Gruppe 1, 47 Kollegen) oder das Ausschalten der VSM (Gruppe 2, 35 Kollegen) vorsieht. Hier zeigte sich, dass in der Gruppe 2 signifikant größere Anwendungshäufigkeiten angegeben wurden. In einer zusätzlichen Analyse wurden dann nur die beiden mit Abstand am häufigsten genannten Behandlungsstrategien verglichen, nämlich die Befürworter des isolierten operativen oder thermischen Verschlusses der VSAA (Gruppe 1#, 30 Kollegen) und die Kollegen, die eine zusätzliche kurzstreckige chirurgische oder thermische Ausschaltung der VSM im Sinne der Crossektomie befürworten (Gruppe 2#; 30 Kollegen). Hier gab es einen Trend, wonach Kollegen in Gruppe 2# älter waren, eine größere Anwendungshäufigkeit angaben und häufiger die Zusatzbezeichnung Phlebologie aufwiesen. Keinen Einfluss auf die Behandlungsstrategie, in beiden Gruppenvergleichen, hatten die Parameter Facharztbezeichnung, häufigste verwendete Technik, Arbeitssituation und Geschlecht.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen eine Verbreitung unterschiedlicher hämodynamischer Betrachtungsweisen bei Behandlung der VSM-Insuffizienz, Hach 1: Einerseits wird für einen Erhalt der VSM votiert, und andererseits für ein Absetzen der VSM im Sinne der Crossektomie. Möglicherweise wurde die Wahl der Methode durch Anwendererfahrung und Alter der Umfrageteilnehmer beeinflusst.