Entwicklung der Notaufnahmefallzahlen eines Schwerpunktversorgers im Verlauf der Corona-Pandemie in Mecklenburg-Vorpommern

Author:

Stöwhas Mathias12,Lippert Hans3

Affiliation:

1. Medizincontrolling, KMG Kliniken SE, Bad Wilsnack, Deutschland

2. Fakultät Gesundheitswissenschaften , MSB Medical School Berlin GmbH, Berlin, Deutschland

3. Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Otto von Guericke Universitat Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

Abstract

Zusammenfassung Einleitung Als Reaktion auf die Corona-Pandemie fand im Frühjahr 2020 ein gesellschaftlicher Stillstand statt. Untersucht werden soll, wie diese Pandemie-Maßnahme auf die Bevölkerung eines ländlich geprägten, strukturschwachen Bundeslandes am Beispiel der Notaufnahmefallzahlen eines Schwerpunktversorgers gewirkt hat. Methoden Abruf von anonymisierten aggregierten Routinedaten und Auswertung der Phasen „Vergleich“ (03.07.2019–15.03.2020), Corona–Phase 1“ (16.03.2020–06.05.2020) und „Corona–Phase 2“ (07.05.2020–31.07.2020). Ergebnisse Auswertung von 24977 Patientendaten (2493 Patienten Corona-Phase 1/5106 Patienten Phase 2). 53% der Patienten sind älter als 50 Jahre, ca. 30% älter als 70 Jahre. Regulär suchen 67,6 Patienten die Notaufnahme je Tag auf. In der Corona-Phase 1 reduziert sich die Zahl um 19,7 Patienten/Tag; in der Phase 2 sind 8,2 Patienten/Tag weniger als in der Vergleichsgruppe – bei insgesamt unveränderter Altersstruktur. 56% der Patienten suchen eigenständig (Selbstvorstellung) die Notaufnahme auf, 24% auf Veranlassung eines Vertragsarztes, 17% werden durch den Rettungsdienst (Notarzt, RTW) vorgestellt. Besonders auffällig ist der Fallzahlrückgang bei den Patienten, die sich selbst in der Notaufnahme vorstellen und vom Kassenarzt eingewiesen werden. Die Fallzahlen über den Rettungsdienst (NEF, RTW) sind relativ stabil – bzw. in der 2. Corona-Phase anteigend (Notarzt+7%, RTW+36%). Das Hauptdiagnosespektrum der aus der Notaufnahme stationär aufgenommenen Patienten umfasst bei den Vertragsarzteinweisungen und Selbstvorsteller 375 bzw. 360 ICD-10-GM Dreistellergruppen. Hierbei reduzieren sich typische Notfallerkrankungen deutlich (Hirninfarkt (I63) -52%, Herzinfarkt (I21) -61%, Cholelithiasis (K80) −75% bei Selbstvorstellungen/Vorhofflimmern (I48) −55%, akute Bronchitis (J20) – 35%, Gastroenteritis (A09) −48% bei Vertragsarzteinweisungen – jeweils Corona-Phase 1 zu Vergleichsgruppe). Diese Fallzahlverluste sind überwiegend in der Corona-Phase 2 persistent (Hirninfarkt (I63) – 29% bei Selbstvorstellern) und nur z. T. reversibel (Herzinfarkt (I21)+10%). Schlussfolgerung Eine Reduktion von Notfallkontakten, die nicht final durch den Pandemieverlauf erklärbar ist, v. a. der Selbstvorstellungen, Kassenarztvorstellungen fanden statt. Die Reduktion der Fallzahlen v. a. der überwiegend älteren Patienten, die selbstständig oder über den Kassenarzt vorgestellt wurden, überwog den Anteil des professionellen Rettungsdienstes deutlich. Es kann vermutet werden, dass Pandemie-Maßnahmen selbst zu diesem Effekt – trotz ausreichender medizinischer Ressourcen- geführt haben. „Infektionsangst“ als alleiniges Erklärungsmodell überzeugt nicht, da in Mecklenburg die Pandemie einen sehr milden, fallzahlschwachen Verlauf ohne Hotspot-Ereignisse in Krankenhäusern hatte. Untersuchungen zur Entscheidungsfindung der Bevölkerung bei Notfällen im weiteren Pandemieverlauf sind notwendig.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Public Health, Environmental and Occupational Health

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