Affiliation:
1. Technische Universität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
2. Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg, KinderUniKlinik Ostbayern (KUNO), Abteilung für Neonatologie, Barmherzige Brüder Klinik St. Hedwig, Regensburg, Deutschland
3. Technische Universität München, Professur für Konservative und Rehabilitative Orthopädie, München, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Es ist unklar, in welchem Umfang Beratung zu lebensstilbezogener Verhaltensänderung (BzlV) in Deutschland bereits in die physiotherapeutische Arbeit integriert ist und ob Physiotherapeut*innen die erforderlichen Kompetenzen aufweisen.
Ziel Erfassung der Einstellung von Physiotherapeut*innen zur Gesundheitsförderung sowie zu Praxis, Kompetenzen und möglichen Barrieren für die Umsetzung von BzlV.
Methode Mittels Online-Umfrage wurden in Deutschland tätige Physiotherapeut*innen zu ihren allgemeinen Einstellungen zur Gesundheitsförderung sowie zu Praxis, Kompetenzen und möglichen Barrieren für die Umsetzung von BzlV befragt. Neben einer deskriptiven Analyse der Angaben wurden Unterschiede zwischen akademisch und nicht akademisch ausgebildeten Physiotherapeut*innen mithilfe des Mann-Whitney-U-Tests ermittelt.
Ergebnisse 511 Physiotherapeut*innen nahmen an der Umfrage teil, davon konnten 413 Fragebögen in die deskriptive Analyse eingeschlossen werden (Alter: 36,4 (± 10,88 SD) Jahre; w/m: 281/132). 92,7 % der Befragten hielten Gesundheitsförderung für einen fundamentalen Bestandteil der physiotherapeutischen Arbeit und 93,4 % stimmten zu, dass die Förderung eines gesunden Lebensstils zur Arbeit von Physiotherapeut*innen gehöre. Die Befragten erhoben (a) und berieten (b) am häufigsten zum Risikofaktor körperliche Inaktivität (a: 89,8 %; b: 91,3 %) und gaben an, über geringe bis mittlere Kompetenzen für die Beratung zur Verhaltensänderung zu verfügen. Akademisch ausgebildete Physiotherapeut*innen schätzten ihre Kompetenzen besser als nicht akademisch ausgebildete Physiotherapeut*innen (W = 8253,5, p = 0,001, r = 0,182) ein. Als häufigste Barrieren bei der Umsetzung von BzlV wurden strukturelle Ursachen, wie Zeitmangel (64,9 %) und fehlende Vergütung (70,5 %), genannt.
Schlussfolgerung Physiotherapeut*innen haben überwiegend eine positive Einstellung zur Gesundheitsförderung und erachten BzlV als sehr wichtig. Derzeit bestehen aber noch viele Barrieren, die Physiotherapeut*innen an der Umsetzung hindern. Damit diese in Deutschland dennoch einen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten können, sollten Rahmenbedingen und Ausbildungsinhalte angepasst werden.