Affiliation:
1. Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft, Technische Universität Ilmenau
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Anlässlich der COVID-19-Pandemie wurden ab März 2020 in Deutschland und vielen anderen Ländern weitreichende Infektionsschutzmaßnahmen verhängt. Deren Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft waren sofort Gegenstand intensiver medialer Debatten.
Forschungsziele Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorliegende Studie das Ziel, die medialen Narrative speziell zu sexualitätsbezogenen Veränderungen durch die COVID-19-Pandemie herauszuarbeiten.
Methoden Dazu wurde eine Stichprobe von N = 305 massenmedialen Beiträgen aus dem Februar und März 2020 hinsichtlich 1) der behandelten Aspekte von Sexualität (z. B. Partnersex, Solosex), 2) der angebotenen Corona-Sex-Narrative (z. B. Mehr-Partnersex-Narrativ; Weniger-Partnersex-Narrativ) sowie 3) der Meta-Narrative (z. B. Krise als Chance, Krise als Risiko, Krise als Chance und Risiko zugleich) analysiert. Zudem wurden exemplarisch Beiträge aus Sozialen Medien untersucht. Die Studie folgt dem Open Science Ansatz: Stichprobe, Codebuch, Reliabilitätskoeffizienten und Datensatz sind über den Server der Open Science Foundation zugänglich (
https://osf.io/ew6t3/
).
Ergebnisse Es zeigte sich, dass in den Massenmedien Veränderungen beim Partnersex und Solosex sowie hinsichtlich verschiedener Aspekte sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte auf der Agenda standen. Dabei wurden für Partnersex teilweise und für Solosex durchgängig Corona-Sex-Narrative angeboten, die eine Verbesserung der Situation in dem Sinne behaupten, dass es zu mehr und zu lustvollerem Sex kommt. Gleichzeitig gingen die problembezogenen Corona-Sex-Narrative fast durchgängig von einer Verschlimmerung der Lage aus, etwa einem Mehr an sexualisierter häuslicher Gewalt, einem Mehr an Zugangshürden zum Schwangerschaftsabbruch, einem Mehr an Ungewissheiten bei Schwangerschaft und Geburt, einem Mehr an ökonomisch existenzbedrohlichen Lagen in der Sexarbeit und einem Mehr an Diskriminierung von LGBTIQ-Personen.
Schlussfolgerung Im medialen Diskurs über sexualitätsbezogene Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zeigten sich zwei auffällige Tendenzen: Eine sehr sexpositive, kommerzfreundliche bis geradezu glorifizierende Würdigung von Solosex und Onlinesex sowie eine starke Sensibilisierung für bestimmte Einschränkungen der sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung. Es bleibt unklar, inwiefern die medialen Corona-Sex-Narrative tatsächliche Veränderungen umfassend und akkurat abbilden, da dazu empirische Daten fehlen.
Subject
General Psychology,Reproductive Medicine
Cited by
14 articles.
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