Affiliation:
1. Schlosspark-Klinik, Abt. Psychiatrie, Berlin
2. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen
Universität Dresden
3. PP.rt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik, Reutlingen
4. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik
Köln, Köln
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Das Prinzip der sektorisierten Pflichtversorgung stellt
eine Besonderheit der Krankenhausbehandlung in Deutschland für das
Fach Psychiatrie dar. Psychiatrische Krankenhäuser oder Abteilungen
sind hiernach verpflichtet, für die Einwohner ihrer
Versorgungsregion stationäre Behandlungsplätze zu
garantieren. Es wurde bislang kaum systematisch erforscht, auf welche
Veränderungen in der Patienten- und Krankheitsstruktur sich die
Krankenhäuser mit der Übernahme der Pflichtversorgung
einstellen müssen.
Methodik Anhand der vollständigen BADO-Datensätze
(116 Items) zweier Jahrgänge (n=863 und n=1345) der
Schlosspark-Klinik Berlin wurde geprüft, wie die im dazwischen
liegenden Jahr eingeführte regionale Pflichtversorgung die
Patientenstruktur verändert.
Ergebnisse Die beiden Jahre (vor vs. nach Einführung der
Pflichtversorgung) unterschieden sich signifikant im Alter (M=50 vs.
48 J., p<0,05), selbstständigem Wohnen (97 vs.
89%, p<0,05), Partnerschaft (42 vs. 29%,
p<0,05) und Beschäftigung (34 vs. 28%,
p<0,05). Notaufnahmen (13 vs. 35%, p<0,001) und
unfreiwillige Aufnahmen (0,2 vs. 8,5%, p<0,001) nahmen zu.
Mehr Patienten beendeten die Behandlung ohne ärztliche Absprache (9
vs. 22%, p<0.001).
Schlussfolgerungen Kliniken, die eine psychiatrische
Pflichtversorgung übernehmen, sollten ihre Strukturen auf eine
Zunahme von Notaufnahmen und Patienten mit ungünstigen
Lebensumständen anpassen. Den Kliniken müssen die
organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen hierfür
ermöglicht werden.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health