Affiliation:
1. Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck,
Österreich
Abstract
ZusammenfassungDie hohe Prävalenz von Rückenbeschwerden in der
Bevölkerung, insbesondere von Schmerzen im Bereich der
Lendenwirbelsäule, hat negative Auswirkungen auf die individuelle
Lebensqualität und Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Als mögliche
Ursachen wurden unter anderem eine verminderte Rumpfkraft und/oder eine
schlechte neuromuskuläre Ansteuerung beschrieben. Zur Vorbeugung oder
Therapie von Rückenschmerzen sind Übungen zur Stärkung
der Rumpfmuskulatur in Kombination mit einer adäquaten
neuromuskulären Ansteuerung entscheidend. Der Gymnastikball hat sich
dabei als effizientes Trainingsmittel erwiesen. Die zunehmende Digitalisierung
ermöglicht im Bereich der therapeutischen Maßnahmen und des
Trainings vermehrt die Implementierung von kostengünstigen
Miniatur-Sensoren mit dazugehörenden Apps. In diesem Praxisbeitrag wird
ein neuartiges Stabilisations- und Gleichgewichtstraining im Sitzen auf einem
Gymnastikball mit integriertem Bewegungssensor und dazugehöriger
Trainings-App vorgestellt. Dazu wird ein flexibler Gurt, in welchen ein kleiner
dreidimensionaler Neigungssensor integriert ist, um den Gymnastikball gelegt.
Dadurch können die Bewegungen des Gymnastikballs mit einer Abtastrate
von 100 Hz erfasst werden. Die Bewegungsdaten werden über
Bluetooth in die Trainings-App auf ein Tablet oder Handy übertragen.
Nach einer Kalibrierung der Sensorposition erscheinen die Menüpunkte
Balance, Training sowie Spiele am Bildschirm. Ziel bei den vorgegebenen
Übungen ist es, die auf dem Bildschirm vorgegebenen Bewegungen bzw.
Positionen durch vom Neigungssensor erfasste (feinmotorische) Bewegungen auf dem
Gymnastikball nachzustellen. Konkret geht es darum, dass der Übende den
über Echtzeitfeedback am Tablet dargestellten grünen Steuerkreis
möglichst schnell in den sich bewegenden oder unbewegten blauen
Zielkreis steuert und der Bewegung folgt oder die Position hält. In den
Menüpunkten Balance und Training können drei
Schwierigkeitsstufen mit bis zu 13 Übungen bei einer Übungsdauer
von ca. fünf Minuten ausgewählt werden. Eine Besonderheit im
Trainingsmodus stellt die Möglichkeit eines gespiegelten Trainings dar.
Gespiegeltes Training bedeutet, dass die vorgegebenen Bewegungen des Zielkreises
von der trainierenden Person in die jeweils entgegengesetzte Richtung
ausgeführt werden müssen. Die Trainings-App stellt, speziell
für die jüngeren Personen, sechs einfache Feedbackspiele am
Gymnastikball bereit. Somit bietet das neue sensorbasierte Feedbacktraining am
Gymnastikball eine kostengünstige, anwenderfreundliche
Einsatzmöglichkeit mit motivierenden und zielgerichteten Übungen
für den Gesundheits-, Fitness- und Rehabilitationsbereich.