Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, TU
Dresden
2. Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU
Dresden
3. Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik,
Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Die therapeutische Beziehung gilt als bedeutsamer und
empirisch gut gesicherter Einflussfaktor auf den Psychotherapieerfolg. Ziel
der vorliegenden Studie war es, diesen Effekt anhand einer großen
tagesklinischen Stichprobe zu replizieren sowie verschiedene
Einschätzungsbereiche der therapeutischen Beziehung in einer
Extremgruppe besonders niedriger Beziehungszufriedenheit gesondert zu
betrachten.
Methodik Es erfolgte eine longitudinale Betrachtung von n=809
Patienten (MW=34,32; SD=10,7; 72,6% weiblich) in
einem tagesklinischen Versorgungssetting. Der Zusammenhang von
therapeutischer Beziehung (Helping Alliance Questionnaire; HAQ-S) in der
dritten Behandlungswoche und Therapieerfolg (Brief Symptom Inventory-18;
BSI-18) wurde mittels multipler Regressionanalysen berechnet. Dies erfolgte
sowohl für die Gesamtstichprobe, als auch die Extremgruppe des
unteren Dezils der Fälle mit der geringsten Beziehungszufriedenheit
sowie der übrigen 90 % der Fälle. Hierbei wurde
zwischen Beziehungs- und Erfolgszufriedenheit als Subskalen des HAQ
differenziert.
Ergebnisse Die therapeutische Beziehung nach 3 Wochen war ein
signifikanter Prädiktor von Therapieerfolg. In der Extremgruppe des
Dezils mit der initial niedrigsten Beziehungszufriedenheit zeigte sich
dieser Zusammenhang als statistisch signifikant und stark, jedoch aufgrund
des breiten Konfidenzintervalls nicht praktikabel zur Prädiktion
individueller Fälle (β=0,622; 95% KI [0,051;
1,095]). Dagegen ergab sich für die übrigen 90% der
Fälle für die Beziehungszufriedenheit keine über die
Aufklärung durch die Erfolgszufriedenheit (β=0,244;
95% KI [0,176; 0,391]) hinausgehende Varianzaufklärung beim
Therapieerfolg.
Diskussion Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung des
Wirkfaktors der therapeutischen Beziehung auch in einem tagesklinischen
Setting. Der Beziehungszufriedenheit kommt nur in der Extremgruppe besonders
unzufriedener Patienten eine zentrale, andere Faktoren übersteigende
Bedeutung in der Prädiktion des Therapieerfolges zu.
Schlussfolgerung Die Sicherstellung einer zumindest ausreichend guten
therapeutischen Beziehung ist von großer Bedeutung und Bedarf daher
der frühzeitigen Identifizierung und gegebenenfalls Intervention bei
besonders ungünstig verlaufender therapeutischer Beziehung.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology