Affiliation:
1. Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg, Medizinische
Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Rüdersdorf bei Berlin,
Germany
2. Fakultät für Medizin und Zahnmedizin; Forschungszentrum
Medical Imaging and Artificial Intelligence (MIAAI), Danube Private University,
Krems, Austria
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die altersstandardisierte Antragsrate von medizinischen
Rehabilitationsleistungen der Deutschen Rentenversicherung Bund ist seit 2009
rückläufig. Zwei der häufigsten
Indikationsgründe zur Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen
stellen Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Störungen dar. Ziel
war es, Einflussfaktoren zu identifizieren, die mit einer Inanspruchnahme von
Rehabilitationsleistungen in den Bundesländern Berlin und Brandenburg
assoziiert sind.
Methode Die explorative Zeitreihenanalyse basierte auf einem
Forschungsdatensatz der Deutschen Rentenversicherung Bund. Eingeschlossen wurden
Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund aus Berlin und Brandenburg mit
Diagnose aus den Spektren der Muskel-Skelett-Erkrankungen oder psychischen
Störungen. Deskriptive Unterschiede in Ziel- und Prognoseparametern
wurden mittels Chi-Quadrat- und t-test Statistik berechnet. Prognoseparameter
für die Inanspruchnahme von medizinischen Rehabilitationsleistungen
wurden anhand von binär, logistischen Regressionsanalysen berechnet.
Ergebnisse Insgesamt konnten Daten von 11.257 Versicherten untersucht
werden. Die Inanspruchnahme von medizinischen Rehabilitationsleistungen zeigte
für die Versichertenpopulation aus Berlin signifikante prognostische
Einflussgrößen bei dem Geschlecht, dem Alter bei Renteneintritt,
dem Familienstand, dem Bildungsniveau, dem beruflichen Anforderungsniveau, der
Summe gesammelter Entgeltpunkte, dem Bruttorentenniveau, dem Rententatbestand
der Zeitrente, dem Krankenversicherungsverhältnis sowie der
Diagnosegruppe. Für Brandenburg zeigten sich signifikante prognostische
Einflussgrößen bei dem Alter bei Renteneintritt, dem
Familienstand, der Staatsangehörigkeit, dem Bildungsniveau, dem
beruflichen Anforderungsniveau, der Summe gesammelter Entgeltpunkte, dem
Vorliegen einer Zeitrente, dem Berufssektor und der Diagnosegruppe.
Schlussfolgerungen In Berlin und Brandenburg sind psychische
Störungen und soziodemographische Parameter mit einer erhöhten
Wahrscheinlichkeit verbunden, medizinische Rehabilitationsleistungen vor
Eintritt in die Erwerbsminderung nicht in Anspruch zu nehmen. Es bleibt zu
ergründen, welche Mechanismen bei Menschen mit psychischen
Störungen eine Nicht-Inanspruchnahme von medizinischen
Rehabilitationsleistungen bedingen. Künftige Analysen sollten isolierte
Interaktionsmechanismen zur Inanspruchnahme von medizinischen
Rehabilitationsleistungen speziell bei vorhandenen F-Diagnosestellungen
untersuchen. Zudem bleiben Erklärungen für eine unterschiedliche
Wirkung von Einflussgrößen zwischen den Bundesländern zu
explorieren.
Reference20 articles.
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3. Rural-urban differences in workplace health promotion among employees of small
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