Abstract
ZUSAMMENFASSUNGMelatonin ist ein stark wirksames Hormon, das in der Zirbeldrüse bei Dunkelheit pulsatil synthetisiert und sezerniert wird, sodass das Einschlafen unterstützt wird. Zusätzlich weist Melatonin eine ganze Reihe von Effekten als Radikalfänger auf. Tumore der Zirbeldrüse und der Pinealisregion weisen gleichlautend zu Untersuchungen bei jungen Erwachsenen und zu tierexperimentellen Befunden darauf hin, dass die Gabe von Melatonin u. a. auch negative Einflüsse auf die Pubertätsentwicklung haben kann. Kürzlich wurde über mehrere Todesfälle bei Säuglingen im zeitlichen Zusammenhang mit erheblicher Überdosierung von Melatonin berichtet.Vor dem Hintergrund des begrenzten aktuellen Kenntnisstandes und der unzureichenden Daten über Langzeiteffekte sollte Melatonin bei Kindern und Jugendlichen mit ausgewählten nicht-organischen Schlafstörungen nur zurückhaltend und zunächst nur für maximal 6 Monate eingesetzt werden, nachdem eine ausführliche Anamnese und ein orientierender neurologischer Status erhoben wurden, Hinweise zur Schlafhygiene übermittelt wurden und nachdem verhaltenstherapeutische Interventionen keinen ausreichenden Effekt gezeigt hatten. Der unterschiedliche Zulassungsstatus für Melatoninpräparate in DACH weist auf die unterschiedlichen Grenzen für Verordnungen bzw. für Off-Label-Use hin.