Affiliation:
1. Medizinische Klinik II, Klinikum Hanau, Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität Frankfurt/Main
2. Dekanat der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität Frankfurt/Main
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund: Lebererkrankungen durch pflanzliche Mittel sind selten und werden ärztlicherseits und regulatorisch meist nicht sorgfältig genug evaluiert, mit der Konsequenz, dass wichtige alternative Erkrankungen mit spezifischen Therapiemöglichkeiten verpasst werden. Zudem lässt die Datenqualität oft Defizite erkennen und erschwert zusätzlich eine adäquate Evaluierung.
Methode: Basierend auf eigenen Erfahrungen und einer selektiven Literaturrecherche wurden Empfehlungen erarbeitet, die Datenerhebung und die Kausalitätsbewertung wesentlich zu verbessern.
Ergebnisse: Die für die Diagnose einer hepatischen UAW wichtigen Kriterien umfassen klinische Manifestation, Abklingphase, Typ der Leberschädigung, (ungewollte) Reexposition, Komedikation, Risikofaktoren, Einbeziehung der Grunderkrankung und sicherer Ausschluss alternativer Ursachen. Dabei kann die Datenqualität der Fälle von Lebererkrankungen durch primär vermutete pflanzliche Mittel allein durch ein striktes Vorgehen bei der Datenerhebung unter Verwendung eines leberspezifischen Meldeformulars wesentlich verbessert werden. Zur Kausalitätssicherung steht zudem eine leberspezifische Skala zur Verfügung, die sich sowohl bei den behandelnden Ärzten als auch den regulatorischen Bewertungen im Rahmen der notwendigen Pharmakovigilanz bewährt hat und weiter ausgebaut werden sollte. Durch verschiedene diagnostische Schritte ist darüber hinaus sicherzustellen, dass alternative Ursachen der Symptomatik rechtzeitig erkannt und diesbezügliche adäquate Therapien eingeleitet werden.
Schlussfolgerung: In der Klinik und Praxis stellen primär vermutete hepatische Nebenwirkungen von pflanzlichen Mitteln eine besondere ärztliche und regulatorische Herausforderung dar, die einer deutlich verbesserten Datenqualität und Kausalitätsevaluierung bedarf.