Affiliation:
1. Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie,
Universitätsklinikum Marburg
2. Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, Universitätsklinikum
Marburg
Abstract
Hintergrund: Die proximale Femurfraktur ist eine häufige Fraktur des
alten Menschen. Operative und perioperative Komplikationen sind für diese
Patienten von besonders großer Bedeutung. Bisher konnten zahlreiche Faktoren
gefunden werden, welche das Behandlungsergebnis beeinflussen. Der Einfluss
der Erfahrung bzw. des Weiterbildungsstands des Operateurs ist bisher jedoch
noch nicht eindeutig geklärt. Ziel der vorliegenden Studie war es, den
Einfluss des Weiterbildungsstands des Operateurs auf das Behandlungsergebnis
nach proximaler Femurfraktur zu messen sowie das Weiterbildungskonzept
unserer Klinik zu evaluieren. Patienten und Methode: In einem
überregionalen Traumazentrum wurden operativ versorgte Patienten mit
proximaler Femurfraktur ≥ 60 Jahre prospektiv erfasst. Es wurden
patientenspezifische Parameter erhoben (Barthel-Index, ASA-Score,
Charlson-Score, Patientenalter und Frakturtyp). Darüber hinaus wurden im
Verlauf des Krankenhausaufenthalts die Versorgungsart, die Operationsdauer,
die stationäre Behandlungsdauer, die Anzahl der Transfusionen, die
Krankenhausmortalität sowie perioperative Komplikationen dokumentiert. Die
Auswertung der Messergebnisse erfolgte getrennt für Osteosynthesen und
Prothesen in Abhängigkeit des Ausbildungsstands des Operateurs sowie des
Assistenten. Insgesamt wurden 4 Operateurgruppen unterschieden (junger
Weiterbildungsassistent, erfahrener Weiterbildungsassistent, Facharzt für
Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt mit Zusatzweiterbildung „spezielle
Unfallchirurgie“). Ergebnisse: Es wurden 402 Patienten mit
hüftgelenksnaher Femurfraktur in die Studie aufgenommen. 160 Patienten
(40 %) erlitten Komplikationen unterschiedlicher Schwere. Die
Krankenhausmortalität lag bei 6,2 %. Bei getrennter Betrachtung von
Osteosynthesen (n = 237) und Prothesen (n = 165) konnte bezüglich der
Inzidenz der verschiedenen Komplikationen, der Mortalität, des
Transfusionsbedarfs an Erythrozytenkonzentraten sowie des stationären
Aufenthalts kein signifikanter Unterschied zwischen den 4 Operateurgruppen
festgestellt werden. Bezüglich der Operationsdauer zeigte sich jedoch, dass
bei Anwesenheit von Fachärzten mit der Zusatzbezeichnung „spezielle
Unfallchirurgie“ sowohl bei osteosynthetischer Versorgung (51 vs. 63 min)
als auch bei prothetischem Ersatz (71 vs. 89 min) signifikant kürzere
Schnitt-Naht-Zeiten erreicht wurden. Schlussfolgerungen: Im
untersuchten Patientenkollektiv konnte, abgesehen von der durchschnittlichen
Operationszeit, kein signifikanter Einfluss des Weiterbildungsstands des
Operateurs auf die Komplikationsrate, die Krankenhausmortalität, die
Transfusionsrate sowie die Krankenhausverweildauer nachgewiesen werden. Die
operative Versorgung proximaler Femurfrakturen durch Assistenten in
Weiterbildung gemäß unserem Weiterbildungskonzept scheint ohne wesentliche
Einschränkungen für die Versorgungsqualität der Patienten zu sein. Die z. T.
längeren Operationszeiten sind ein Hinweis für den zusätzlichen Aufwand, der
mit chirurgischer Weiterbildung verbunden ist.
Subject
Orthopedics and Sports Medicine,Surgery