Hantavirus-Erkrankungen: Ein Update

Author:

Hofmann Jörg1,Loyen Martin2,Faber Mirko3,Krüger Detlev H.1

Affiliation:

1. Institut für Virologie, Helmut-Ruska-Haus, Charité – Universitätsmedizin Berlin, 10117 Berlin

2. Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Dialyse, Herz-Jesu-Krankenhaus, Münster-Hiltrup

3. Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin

Abstract

Was ist neu? Klinik und Therapie Neben den gut bekannten klinischen Symptomen der Hantavirus-Erkrankung (Fieber, Flanken- und abdominelle Schmerzen sowie Arthralgien) geraten zunehmend auch ungewöhnliche neurologische Veränderungen im Rahmen der Infektion in den Fokus. Das Spektrum reicht von passageren Myopien bis zu schweren Paresen im Rahmen eines Guillain-Barré-Syndroms. In Endemiegebieten sind Schnellteste auf IgM-Antikörper zur Ersteinschätzung eine differenzialdiagnostische Hilfe. Therapeutisch stehen weiterhin nur supportive Maßnahmen bis zur passageren Dialyse zur Verfügung. Ausbruchsregionen in Deutschland und regionale Unterscheidung der Virusstämme Durch molekulargenetische Analyse und Vergleich von Hantavirus-Stämmen aus Patienten und Mäusen desselben geografischen Gebietes konnten Viren verschiedener Ausbruchsregionen charakterisiert werden. Inzwischen sind die Puumalaviren der Haupt-Ausbruchsregionen in Deutschland molekular so gut charakterisiert, dass anhand der Nukleotidsequenz des im Patienten nachgewiesenen Virusstammes Rückschlüsse auf die Gegend möglich sind, in der die Infektion des Patienten stattgefunden hat. Nachweis weiterer pathogener Hantaviren in Deutschland Die bislang nachgewiesenen humanpathogenen Hantaviren in Deutschland sind das Puumalavirus (Reservoir: Rötelmaus) und das Dobrava-Belgrad-Virus, Genotyp Kurkino (Reservoir: Brandmaus). Kürzlich gelang der molekulare Nachweis von weiteren Hantaviren in Patienten mit entsprechender klinischer Symptomatik. Man kann davon ausgehen, dass auch das Seoulvirus (Reservoir: Ratten) und das Tulavirus (Reservoir: Feldmaus und verwandte Arten) in Deutschland vereinzelt Hantavirus-Erkrankungen auslösen. Viruseintritt auch über den Darm? Neue Ergebnisse lassen es möglich erscheinen, dass die Infektion des Menschen nicht nur auf dem üblichen Weg der Einatmung virushaltiger Aerosole erfolgen kann, sondern auch durch Ingestion virushaltigen Materials. Zur Frage der Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Hantaviren Bei Patienten mit Hantavirus-Infektion bzw. -Erkrankung kann davon ausgegangen werden, dass diese für ihre Umwelt nicht infektiös sind. Ein neues systematisches Review konnte auch die zuvor in Einzelfällen für südamerikanische Hantaviren postulierte Mensch-zu-Mensch-Übertragung nicht bestätigen. Neue Hantaviren in neuen Wirten Während alle bekannten humanpathogenen Hantaviren von Nagetieren übertragen werden, wurden in den letzten Jahren weitere Hantaviren in Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen nachgewiesen. Die klinische Bedeutung dieser neuen Viren ist noch weitgehend unbekannt.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

General Medicine

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