Affiliation:
1. Department Sport und Gesundheit, Sportmedizinisches Institut der
Universität Paderborn, Deutschland
2. Aatalklinik Wünnenberg GmbH, Abteilung Neurologie, Bad
Wünnenberg, Deutschland
3. Gräfliche Kliniken GmbH und Co. KG, Standort Marcus Klinik,
Abteilung Neurologie, Bad Driburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Motorische Symptome bei Morbus Parkinson lassen sich durch
körperliche Aktivität modifizieren. Inwiefern dies auch
für nicht-motorische, autonome Symptome gilt, ist weitaus weniger
bekannt. Die Erkrankung weist zudem eine Vielzahl an geschlechterspezifischen
Unterschieden auf. Epidemiologische Untersuchungen deuten zum Beispiel auf einen
besseren primärpräventiven Effekt durch körperliche
Aktivität bei Männern als bei Frauen hin. Daten zu
geschlechterspezifischen Effekten auf das autonome Nervensystem sind jedoch
limitiert. Im Rahmen der vorliegenden Pilotstudie sollen mögliche
geschlechterspezifische Effekte einer Bewegungsintervention auf
Störungen der hämodynamischen Regulation als Manifestation
nicht-motorischer Symptome untersucht werden. Diese sind aufgrund ihrer oft
gegensätzlichen hypo- und hypertonen Ausprägung schwierig
medikamentös zu behandeln, lassen sich aber gegebenenfalls durch
Bewegungsinterventionen modifizieren.
Methodik Bei 42 Patienten und Patientinnen (Alter: 70,3 Jahre; 24
Männer; 18 Frauen) wurden vor und nach einer mehrwöchigen,
stationären Parkinsonkomplexbehandlung hämodynamische Parameter
in einem Schellongtest untersucht. Mittels anschließender
Regressionsanalyse erfolgte eine Quantifizierung der Abhängigkeit von
den Faktoren Alter, Body Mass Index, Krankheitsdauer, Vorerkrankungen,
Sitzendblutdruck und hypotensiv wirkender Medikamente.
Ergebnis Bei 44% der Männer und 46% der Frauen
traten hämodynamische Regulationsstörungen im Stand und in
Rückenlage mindestens einmal auf. Eine vor Therapiebeginn
präsentierte Regulationsstörung im Stand zeigte sich in keiner
Geschlechtergruppe durch die Parkinsonkomplexbehandlung verändert.
Frauen zeigten zu Therapieende jedoch einen signifikant niedrigeren Blutdruck im
Liegen (p=0,022*). Unabhängig von der Komplextherapie
fiel der Blutdruck in Rückenlage bei Frauen nach Orthostasebelastung
höher aus als davor (vor Therapie: p=0,015 *;
nach Therapie: p=0,021*). Jedes Lebensjahr erhöhte das
Risiko für eine hämodynamische Regulationsstörung in
Rückenlage in der Gesamtgruppe um 12,4% (Regressionskoeffizient
B=0,117; p=0,014 *; Exp(B)=1,124).
Schlussfolgerung Systematische Effekte auf Blutdruckwerte im Rahmen von
Orthostasereaktionen durch eine Parkinsonkomplexbehandlung konnten nicht
nachgewiesen werden. Allerdings zeigte sich bei Frauen nach
Parkinsonkomplexbehandlung eine Senkung der Blutdruckwerte in
Rückenlage. Das scheinbar unsystematische, teils geschlechterspezifische
Auftreten hämodynamischer Regulationsstörungen fordert ein
individualmedizinisch angelegtes Vorgehen im therapeutischen Alltag.