Affiliation:
1. Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS
Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), Landesstelle
Glücksspielsucht in Bayern
2. Zentrum für Suchtmedizin, Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am
Bezirksklinikum Regensburg
Abstract
Zusammenfassung
Ziel Angehörige von Menschen mit Glücksspielproblemen sind
mit gesundheitlichen, sozialen und emotionalen Belastungen konfrontiert. Bis
dato existiert jedoch kein etabliertes Konzept zur Unterstützung
für diese Zielgruppe. Deshalb sollen in dieser Studie zum einen
relevante Rahmenbedingungen und inhaltliche Aspekte der Arbeit mit
Angehörigen von Menschen mit Glücksspielproblemen
geklärt und zum anderen die Grundlage für die Entwicklung einer
Kurzintervention geschaffen werden.
Methodik Onlinegestützte deutschlandweite Befragung von
Suchthilfe-Mitarbeitenden (n=102) sowie Gruppendiskussion mit
Angehörigen (n=4) im Herbst 2019.
Ergebnisse Die befragten Mitarbeitenden in der Suchthilfe nannten als die
wichtigsten Themen für die Beratung von Angehörigen von Menschen
mit Glücksspielproblemen das Verhalten Angehöriger
gegenüber Betroffenen, Geldmanagement, den Umgang mit Emotionen,
Beziehungsberatung und Psychoedukation. Die meisten Befragten gaben an, die
Angehörigen im Einzelsetting (68%) in durchschnittlich 3
Sitzungen (Median 2,5; Min=1; Max=15) zu beraten. Der Abstand
zwischen den Sitzungen beträgt durchschnittlich 3 Wochen (Median 2
Wochen). Für die zu entwickelnde Kurzintervention wurden
Verantwortungsrückgabe und Selbstfürsorge (69%),
Problem-/Belastungsexploration (42%) und Tipps zur finanziellen
Existenzsicherung (28%) als die drei wichtigsten Themen
ausgewählt. Sowohl als Erfolgsfaktor für eine gelingende
Angehörigenberatung als auch für die Adhärenz der
Angehörigen wurde eine positive bzw. wertschätzende
Beziehungsgestaltung am häufigsten genannt. Die Ergebnisse aus der
Gruppendiskussion mit Angehörigen deuten in eine ähnliche
Richtung: Die Themen Verhalten als Angehörige gegenüber
Betroffenen, Abgrenzung/Verantwortlichkeiten und konkrete
Verhaltenstipps wurden als wichtig erachtet; jedoch ging es den
Angehörigen eher darum, sich „richtig“ zu verhalten,
während der Fokus der Suchthilfe auf der Abgrenzung und
Selbstfürsorge lag.
Schlussfolgerungen Die Studie liefert wichtige Hinweise auf relevante
Themen und Inhalte für die Beratung Angehöriger von Menschen mit
Glücksspielproblemen. Auf Basis dieser Ergebnisse soll im
nächsten Schritt eine Kurzintervention entwickelt werden. Hinsichtlich
der Beratungsmethoden herrscht jedoch weiterer Forschungsbedarf. Zum anderen
sollte untersucht werden, wie der Zugang der Angehörigen zum Hilfesystem
und dessen Bekanntheit optimiert sowie bestehende Barrieren vermindert werden
können.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology