Affiliation:
1. Bernhard-Heine-Centrum für Bewegungsforschung,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Wurzburg,
Germany
2. IZKF Group Tissue Regeneration in Musculoskeletal Diseases, University
Hospital Wurzburg, Wurzburg, Germany
Abstract
ZusammenfassungEntzündung ist Bestandteil einer jeglichen Geweberegeneration. Verletzung
und Schädigung von Geweben - inklusive exogene virale und bakterielle
Infektionen - induzieren eine frühe pro-inflammatorische Phase, die
durch Aktivierung von residenten und aus dem peripheren Blut und Knochenmark
rekrutierten Zellen des angeborenen Immunsystems weiter propagiert wird. Diese
Phase dient auch dem Clearing der Umgebung von vorgeschädigten Zellen
und cell debris. Um eine erfolgreiche Geweberegeneration zu erreichen ist es
essentiell, die Auflösung der Entzündung durch zeitgerechte
Einleitung einer anti-inflammatorischen Phase der Geweberegeneration zu
ermöglichen. Dieser Phase kann dann die Gewebeneubildung folgen, am
Beispiel der Frakturheilung als „Modeling“ bezeichnet. Das
schnell gebildete neue Gewebe wird in der letzten Phase der Regeneration an die
physikalischen Bedingungen im Gewebeverband angepasst, bei der Frakturheilung
„Remodeling“ genannt. Kann die zeitgerechte Auflösung
der Entzündung nicht erfolgen, verhindert die persistierende
Entzündung das Eintreten in die Phase der Gewebeneubildung und damit die
erfolgreiche Regeneration. Es erfolgt dann entweder als
„Notlösung“ eine Narbenheilung oder im Falle weiter
ausufernder Entzündung eine Zerstörung des Gewebes. Die mit dem
Alter sich verschlechternde Regenerationskapazität vieler Gewebe
inklusive Knochen, Muskel und Sehnen ist unter anderem eine Folge der
subklinischen chronischen Entzündung von Geweben, die Alterung
(„Inflammaging“) propagiert. Die Entzündung im
Mikromillieu involviert neben den gewebe-typischen Zellen und deren adulten
Progenitoren auch die Zellen des gewebeeigenen (residenten) angeborenen
Immunsystems, allen voran Makrophagen. Auch diese unterliegen
Alters-assoziierten Veränderungen wie Zellalterung und eine gesteigerte
Suszeptibilität für pro-inflammatorische Überreaktionen.
Chronische Inflammation mündet letztlich in die zelluläre
Seneszenz, die begleitet ist von einem Seneszenz-assoziierten sekretorischen
Phänotyp (SASP) mit hoher Produktion von Interleukinen 1, 6, 8, und
anderen Zytokinen. Solange solche Zellen nicht in den geregelten Zelltod gehen,
unterhalten sie die chronische Entzündung und damit die Voraussetzungen
für insuffiziente Geweberegeneration. Eine COVID-19 Infektion triggert
und unterhält identische inflammatorische Mechanismen und induziert
zusätzlich Seneszenz. Dies kann in der Summe zu einem Zytokin-Sturm
führen, der in einem circulus vitiosus eine zerstörerische
Hyperinflammation unterhält und der umso schwerwiegender
ausfällt je höher die Vorlast an seneszenten Zellen ist, wie das
in den COVID-Risikopopulationen der Fall ist. Deren Zusammensetzung
überlappt sehr stark mit unseren Risikopopulationen für
degenerative muskuloskelettale Erkrankungen wie Osteoporose und Sarkopenie.