Affiliation:
1. Klinik für Innere Medizin 3 – Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen-Nürnberg
2. Klinik für Innere Medizin 5 – Hämatologie and Onkologie, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen-Nürnberg
Abstract
ZusammenfassungAnti-Human-Leukocyte-Antigen-Antikörper (HLA-Ak) des Isotyps Immunglobulin A (IgA) erkennen ihr Zielantigen mit einer sehr hohen Affinität und Avidität. Eine systematische Erforschung des Einflusses von Anti-HLA-IgA-Antikörpern auf die Organabstoßung und den Organfunktionsverlust nach Organtransplantation hat gerade erst begonnen. Anhand der hier vorgestellten Arbeit soll gezeigt werden, dass neben der bekannten Beteiligung von Anti-HLA-Immunglobulin G (IgG) auch Anti-HLA-IgA eine Rolle bei der Organabstoßung spielen könnte. Im Rahmen der Studie wurden Seren von 276 Patienten untersucht. Alle Patienten hatten bereits mindestens eine Nierentransplantation bekommen und wurden aufgrund eines Funktionsverlusts des transplantierten Organs wieder dialysepflichtig. Als Messparameter für das Organüberleben wurde die in Monaten gemessene Dauer zwischen erfolgter Nierentransplantation und erneuter Dialyse nach Transplantation („Time to Dialysis“, TtD, Median) herangezogen. Die Testung des Ak-Profils der Patientenseren für die Isotpyen IgG und IgA wurde mittels Luminex-basierter Methode durchgeführt. Von den 276 getesteten Seren waren 89 Ak-positiv für Anti-HLA-IgA und 243 positiv für Anti-HLA-IgG. Es wurde eine starke Korrelation der beiden untersuchten Isotypen beobachtet (p < 0,0001). 86 von 89 der Anti-HLA-IgA-positiven Seren waren ebenfalls IgG-positiv. Wie erwartet hatten Patienten ohne Anti-HLA-Ak das längste Organüberleben (TtD 127 Monate). Patienten mit ausschließlich Anti-HLA-IgG zeigten im Vergleich dazu ein verringertes mittleres Organüberleben (TtD 116 Monate). Interessanterweise wurde ein signifikant verringertes Organüberleben bei IgA- und IgG-Ak doppelt positiven Patienten (TtD 88 Monate, p < 0,001) beobachtet. Nur 3 Patienten zeigten ausschließlich IgA-Ak, eine statistische Auswertung der TtD-Zeit ist hier nicht möglich. In einer früheren Studie mit 694 Patienten konnte bereits gezeigt werden, dass bei Patienten mit Anti-HLA-IgA-Ak, die spezifisch gegen das Spenderorgan gerichtet waren, das Organüberleben deutlich auf 76 Monate verringert war – wogegen Patienten mit nicht spenderspezifischen Anti-HLA-IgA-Ak im Median erst nach 82 Monaten wieder dialysepflichtig wurden. Die gleichzeitige Anwesenheit von Anti-HLA-IgA- und Anti-HLA-IgG-Ak im Serum von Patienten nach Nierentransplantation stellt eine hohe Risikoprognose für ein mögliches Organversagen dar. Dies zeigte sich in einer signifikant kürzeren Organüberlebenszeit verglichen mit transplantierten Patienten, bei denen lediglich Anti-HLA-IgG-Ak nachgewiesen wurden. Diese Daten deuten darauf hin, dass die – momentan nicht routinemäßig durchgeführte – Testung von Anti-HLA-IgA als neuer Parameter für eine bessere Risikostratifizierung sowohl vor als auch nach Nierentransplantation dienen könnte.