Affiliation:
1. Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
2. Klinik für Tumororthopädie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
3. Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Die Mehrzahl an – tumorbedingten – pathologischen Frakturen tritt bei Patienten mit Knochenmetastasen auf. Bei zumeist jüngeren Patienten kann eine pathologische Fraktur
allerdings auch sowohl durch einen benignen als auch malignen Knochentumor bedingt sein. Die korrekte Diagnosestellung ist bei den zuvor genannten Differenzialdiagnosen von enormer
Bedeutung. Eine Frakturversorgung bei einem malignen Knochentumor führt unweigerlich zu einer Tumorzellverschleppung und kann die onkologische Situation deutlich verschlechtern.Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es daher, dem Leser zum einen eine diagnostische Hilfestellung bei einer vermuteten pathologischen Fraktur an die Hand zu geben und zum anderen auf die
Therapie einer pathologischen Fraktur bei benignen Knochentumoren zu fokussieren.
Methoden Es handelt sich um ein nicht systematisches Review zur Diagnostik und Therapie pathologischer Frakturen bei benignen Knochentumoren oder Tumor-like Lesions anhand einer
elektronischen PubMed-Datenbankrecherche. Eigene Vorgehensweisen, insbesondere zum Ausschluss eines malignen Knochentumors, werden ebenfalls vorgestellt.
Ergebnisse und Diskussion Bei Vorliegen einer Fraktur ohne Einwirkung eines adäquaten Traumas ist immer an die Möglichkeit einer pathologischen Fraktur zu denken. Neben einer
allgemeinen Tumoranamnese muss insbesondere erfragt werden, ob schon vor dem Eintreten der Fraktur Schmerzen bestanden haben. Bei klinischem Verdacht auf eine pathologische Fraktur oder dem
Verdacht in der konventionell radiologischen Bildgebung sollte vor einer etwaigen Frakturversorgung eine MRT-Untersuchung des betroffenen Skelettabschnitts mit Kontrastmittel erfolgen. Eine
CT-Untersuchung ist ebenfalls hilfreich, um die knöcherne Destruktion genau zu beurteilen. Sollte ein maligner oder lokal aggressiver benigner Knochentumor, wie z. B. der Riesenzelltumor
(RZT) oder die aneurysmatische Knochenzyste (AKZ) in der Bildgebung nicht definitiv ausgeschlossen werden können, ist eine bioptische Abklärung obligat. Die Biopsie des Knochens muss immer
unter der Annahme erfolgen, dass die histologische Aufarbeitung einen malignen Knochentumor ergibt und muss daher nach strengen onkologischen Kriterien durchgeführt werden. Bei eindeutiger
radiologischer Diagnose, z. B. einer juvenilen Knochenzyste (JKZ) oder eines nicht ossifizierenden Fibroms (NOF), kann, je nach Lokalisation, eine konservative Frakturversorgung erwogen
werden. Bei Vorliegen eines lokal aggressiven benignen Knochentumors, wie dem RZT oder der AKZ, muss neben der Frakturversorgung auch eine Kürettage des Tumors erfolgen. Insbesondere beim
RZT ist hierbei, je nach Tumorausdehnung, individuell eine neoadjuvante Therapie mit Denosumab vor der Kürettage und Osteosynthese zu erwägen bzw. auch die En-bloc-Resektion des Tumors.
Schlussfolgerung Pathologische Frakturen, insbesondere bei jüngeren Patienten, dürfen nicht übersehen werden. Erst nach definitivem Ausschluss eines malignen oder benignen lokal
aggressiven Knochentumors sollte eine Frakturversorgung erfolgen. Bei Vorliegen eines lokal aggressiven Knochentumors muss neben der Frakturversorgung i.d.R. eine Kürettage des Tumors
erfolgen – ggf. auch eine En-bloc-Resektion beim RZT. Benigne – nicht aggressive – Tumoren können, je nach Lokalisation, ggf. konservativ behandelt werden.
Subject
Orthopedics and Sports Medicine,Surgery