Affiliation:
1. FOM University of Applied Sciences, Hamburg, Germany
2. Universitätsmedizin Berlin Charité, Berlin,
Germany
3. University Hospital Zurich, Switzerland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Verletzungen des Bewegungsapparats sind häufige
Ereignisse im Sport. Bedürfen Verletzungen des Bewegungsapparats im
Berufssportbereich einer Behandlung, sind neben dem Berufssportler (Patient)
auch die Leistungserbringer (Ärzte, Therapeuten) und
Kostenträger (im Berufs- bzw. Profisport: die Verwaltungs-
Berufsgenossenschaft, VBG) am Verfahren beteiligt. Wird eine operative Therapie
notwendig, stellt die präoperative körperliche
Funktionsfähigkeit einen wichtigen prognostischen Faktor in Bezug auf
den Genesungsprozess dar. In den letzten Jahren hat die
Prähabilitation – d. h. die
präoperative Verbesserung bzw. Verstärkung der
Körperfunktionen zum Erhalt einer patientenindividuell optimalen
Leistungs- und Funktionsfähigkeit nach einer geplanten Operation
– zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Fragestellung und Zielsetzung In dieser Arbeit werden erstmals die
Auswirkungen der Prähabilitation am Beispiel der vorderen
Kreuzbandruptur aus Sicht aller Beteiligten dargestellt.
Methodik Wir führten eine systematische Literaturrecherche in
PubMed und Embase durch.
Ergebnisse Von den initialen 1.862 Artikeln mussten 1.858 ausgeschlossen
werden. Nur 2 Metaanalysen erfüllten die Einschlusskriterien. Der
häufigste Ausschlussgrund war die ungenügende Qualität
der Veröffentlichung. Die Studien zeigten, dass Patienten, die eine
Prähabilitation erhielten, postoperativ eine höhere Muskelkraft
und besseren Funktionszustand aufwiesen sowie schneller ihr vorheriges
Leistungsniveau (Return to Play) erreichen konnten. Für die
Physiotherapeuten ergab die Prähabilitation einen finanziellen Mehrwert
(994.85 €), sofern die Vergütung der postoperativen
Rehabilitation dadurch nicht gemindert wurde. Für den
Unfallversicherungsträger bedeutete die kürzere Erholungsphase
Kosteneinsparungen durch Verringerung des Verletztengeldes (14.933 € bei
einer Einsparung von 8 Wochen), wenn dadurch das Risiko für erneute oder
Folgeverletzungen nicht steigt.
Diskussion Die Prähabilitation zeigte einen positiven Nutzen
für alle Beteiligten. Sie dient dem Patienten dazu, die
Funktionsfähigkeit zu verbessern und ggf. den Zeitraum bis zur Operation
zu verkürzen. Für den Unfallversicherungsträger stehen
den geringen Kosten der Prähabilitation Einsparmöglichkeiten
gegenüber. Es ist wichtig, die in dieser Arbeit festgestellten positiven
Auswirkungen der Prähabilitation in weiteren Arbeiten zur systematischen
Anwendung der Prähabilitation im deutschen Gesundheitssystem zu
prüfen.
Fazit Bei der Prähabilitation handelt es sich um ein
wissenschaftlich vernachlässigtes Forschungsthema. Die vorliegende
Arbeit stellt (beispielhaft anhand der VKBR) erstmalig ihren Nutzen für
alle Beteiligten (Versicherte bzw. Patienten, Physiotherapeuten und
Versicherungsträger) dar. Die aktuelle Studienlage reicht nicht aus, um
die systematische Anwendung der Prähabilitation im deutschen
Gesundheitssystem zu empfehlen.