Aufsuchende Wochenbettbetreuung: Die sozioökonomische Lage hat einen starken Einfluss auf den Betreuungsumfang Eine Analyse mit Routinedaten der BARMER

Author:

Hertle Dagmar1,Wende Danny1,zu Sayn-Wittgenstein Friederike2

Affiliation:

1. BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal, Germany

2. Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hochschule Osnabrück, Germany

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Die sozioökonomische Lage ist mit Ungleichheit im Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu gesundheitsrelevanten Ressourcen verbunden. Dies trifft auch auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu. Deutschland verfügt über eine im europäischen Vergleich einzigartige aufsuchende Wochenbettbetreuung über 12 Wochen nach der Geburt und in Problemfällen darüber hinaus und bietet damit strukturell gute Versorgungsmöglichkeiten. Bisher gibt es jedoch kaum Studien auf der Basis von Routinedaten, die zeigen, welche Wöchnerinnen in welchem Umfang die aufsuchende Wochenbettbetreuung erhalten. Methode Die Studienpopulation umfasste 199.978 bei der BARMER versicherte Frauen, die in den Jahren 2017–2020 mindestens ein Kind geboren haben. Manche Frauen waren im Betrachtungszeitraum mehrmals schwanger. Betrachtet wurden die von freiberuflichen Hebammen abgerechneten Leistungen der aufsuchenden Hebammenbetreuung im Wochenbett bei 227.088 Geburten unter Einbezug der sozioökonomischen Lage der Mütter. Ergebnisse 26% der Mütter gehörten nach der Definition des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in eine niedrige, 46% mittlere und 29% in eine hohe Einkommensgruppe. Ähnlich wie für die Hebammenversorgung in der Schwangerschaft gezeigt, fanden sich auch hinsichtlich der aufsuchenden Wochenbettbetreuung große Unterschiede: Während 90,5% der Frauen mit hohem Einkommen aufsuchende Wochenbettbetreuung erhielten, waren es bei den Frauen mit mittlerem Einkommen nur 83,5% und bei den Frauen mit niedrigem Einkommen sogar nur 67,9%. Die Gruppen unterschieden sich hinsichtlich weiterer Merkmale wie Kaiserschnittrate, Frühgeburten, Mehrlingsschwangerschaften, Begleiterkrankungen oder Alter nicht in einem Ausmaß, das den Unterschied in der Versorgung erklären könnte. Frauen, die in der Schwangerschaft bereits abgerechnete Hebammenleistungen erhalten hatten, erhielten sehr viel häufiger im Wochenbett Hausbesuche durch die Hebamme. Darüber hinaus fand sich ein Zusammenhang zur Hebammendichte in der jeweiligen Region. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse legen nahe, dass der Zugang zur häuslichen Wochenbettbetreuung durch freiberufliche Hebammen für Frauen mit niedrigem Einkommen deutlich eingeschränkt ist. Im Gegensatz zur Schwangerenvorsorge können Frauen im Wochenbett nicht auf andere Leistungserbringer*innen ausweichen, da aufsuchende Wochenbettbetreuung eine Vorbehaltstätigkeit von Hebammen ist. Frauen mit niedrigem Einkommen erhalten somit weniger Hebammenbetreuung, obwohl von einem höheren Unterstützungsbedarf ausgegangen werden kann (Eickhorst et al. 2016).

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Public Health, Environmental and Occupational Health

同舟云学术

1.学者识别学者识别

2.学术分析学术分析

3.人才评估人才评估

"同舟云学术"是以全球学者为主线,采集、加工和组织学术论文而形成的新型学术文献查询和分析系统,可以对全球学者进行文献检索和人才价值评估。用户可以通过关注某些学科领域的顶尖人物而持续追踪该领域的学科进展和研究前沿。经过近期的数据扩容,当前同舟云学术共收录了国内外主流学术期刊6万余种,收集的期刊论文及会议论文总量共计约1.5亿篇,并以每天添加12000余篇中外论文的速度递增。我们也可以为用户提供个性化、定制化的学者数据。欢迎来电咨询!咨询电话:010-8811{复制后删除}0370

www.globalauthorid.com

TOP

Copyright © 2019-2024 北京同舟云网络信息技术有限公司
京公网安备11010802033243号  京ICP备18003416号-3